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Die Hornotter im Gleisschotter

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Die größte Giftschlange Europas ist eines der seltensten Reptilien in Österreich und daher auch eine von 21 Leitarten im VielfaltLeben Programm des Lebensministeriums. Die ÖBB sind offizieller Partner dieser Initiative und sind insbesondere bei Arten, die  eine spezielle Affinität zu Bahnanlagen haben besonders aktiv.

Nur noch an wenigen Plätzen im Süden Österreichs kann man diese kräftig gebaute und mit bis zu 1 m Länge beeindruckende Giftschlange finden. Hauptgründe für ihr Verschwinden sind der Lebensraumverlust, sowie die direkte Verfolgung durch Sammler. Leider werden Schlangen auch immer noch von vielen Menschen als äußerst unheimlich und bedrohlich angesehen und daher im Zweifelsfall getötet.

Die Bahnstrecken in der Steiermark und Kärnten scheinen jedoch ein beliebtes Rückzugsgebiet für diese Tiere zu sein, da Gleisschotter, Natursteinmauern und Bahnböschungen den Tieren Lebensraumstrukturen bieten, die in der intensiv genutzten Landschaft selten geworden sind. Dazu kommt noch die oft sonnenexponierte Lage, der von allzu dichter Vegetation freigehaltenen Bahnstrecken. Ebenso scheinen die Schlangen ausreichend Beutetiere, wie Insekten, Eidechsen, Kleinsäuger und Vögel im Bahnumfeld zu finden. Außerdem bieten die Bahnstrecken zumindest einen gewissen Schutz vor direkter Verfolgung, was bei der bei Sammlern begehrten Hornotter sehr wesentlich ist.

Um die Schlangen im Zuge von Instandhaltungs- oder Umbauarbeiten entlang der Bahnstrecken nicht unbeabsichtigt zu gefährden bzw. deren Lebensräume zu erhalten wurde von der ÖBB-Infrastruktur AG ein einzigartiges Projekt gestartet.

Helga Happ, Sachverständige für Reptilien und Gifttiere sowie Leiterin des Reptilienzoo Happ in Klagenfurt, meldet regelmäßig die ihr bekannten Reptilienvorkommen entlang der Bahnstrecken an die ÖBB. Zusätzlich liefert sie eine Beschreibung der Strukturen, welche von den Tieren genutzt werden und mögliche Gefährdungsursachen. In der ÖBB werden diese Informationen sukzessive in das ÖBB interne Geographische Informationssystem (GIS) eingearbeitet und stehen damit allen Mitarbeitern zur Verfügung. Damit kann vor Beginn von Instandhaltungs- oder Umbauarbeiten an den Bahnstrecken im GIS nachgeschaut werden, ob im entsprechenden Streckenabschnitt geschützte Reptilien vorkommen. Über die Datenbank werden zusätzliche Informationen bezüglich der vorkommenden Arten und der zu berücksichtigenden Maßnahmen, verfügbar gemacht.

Das GIS soll auch für weitere natur- und umweltschutzrelevante Informationen, mit Bezug zum ÖBB Streckennetz genutzt werden. Beispielsweise wurde bereits eine Verknüpfung mit dem Geodatenportal der österreichischen Bundesländer (http://www.geoland.at) hergestellt, die es ermöglicht die österreichische Schutzgebietslandschaft, d.h. alle Nationalparks, Naturschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiete etc. in Bezug zum Streckennetz der ÖBB darzustellen. Somit lässt sich mit wenigen Klicks feststellen, ob bei einem Eisenbahninfrastrukturprojekt, rechtlich geschützte Gebiete direkt oder indirekt berührt werden.

Übrigens muss man keine große Sorge wegen der Giftigkeit der Schlangen haben. Die Schlagen sind nicht aggressiv und es liegen so gut wie keine dokumentierten Fälle von Schlangenbissen durch freilebende Giftschlagen in Österreich vor. Das Gift wäre auch nur für Kinder oder durch Krankheit geschwächte Personen gefährlich. Sollte es doch jemals zu einem Biss kommen, kann man das Serum rasch über den Reptilienzoo Happ beziehen.

 


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