Anfang April hat unsere Ideenwerkstatt als Plattform für den Austausch zwischen euch und uns gestartet. Unter dem Titel Open Innovation, bietet sie die Möglichkeit zum Austausch zwischen euch, den Kunden, und uns, gemeinsam nach Lösungen für aktuelle Fragestellungen der ÖBB zu suchen.
Am 15. und 16. September waren nicht nur viele Reisende am Hauptbahnhof unterwegs, sondern auch Prototyping-begeisterte User. Und zwar um den ersten Prototypen zu euren Ideen für eine einfachere Sitzplatz-Suche zu bestaunen. Was in einer ersten Phase nur als mit Post-its beklebte Kartonstapel startete, wird immer mehr zur digitalisierten in modernste Hardware gegossene und äußerst funktionale Wirklichkeit.
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Die Open Innovation Challenge
Die erste ÖBB Open Innovation Challenge startete im April zum Thema „Finden Sie Ihren Sitzplatz“. KundInnen, MitarbeiterInnen, Lieferanten konnten auf openinnovation.oebb.at ihre Ideen einreichen und somit zukünftige Lösungen mitgestalten – und wir waren überwältigt von dem Ergebnis: 179 Einreichungen und viele davon bereits umfassend analysiert und beschrieben! Die Jury hatte es nicht leicht, daraus 3 Gewinnerideen auszuwählen – entscheidend dabei waren die drei Kategorien: Kundennutzen – Umsetzbarkeit – Innovationsgrad.
Die Einreichungen haben uns gezeigt, dass viele Ideeneinreicher die Frage beschäftigt, wie man freie Kapazitäten möglichst einfach erkennen kann und wie man diese möglichst intuitiv finden kann. Von Parkhaus-Logiken bis hin zu Crowd-Intelligenz-Apps war alles dabei. Anton Maurer, einer unserer Gewinner, punktete durch die Idee „Elektronischer Wagenstandanzeiger & erwartete Auslastung“. Sie wurde – neben zwei anderen – Bestandteil unseres Prototyping Workshops und ist nun auch das zentrale Element der dreiwöchigen Pilotphase.
Das vorläufige Endprodukt?
Eine Info-Säule für Bahnsteige, die – direkt beim Aufgang – alle Infos zum nächsten Zug anzeigt. Abfahrtszeit, Wagenreihung und – ganz neu – die voraussichtliche Auslastung je Waggon.
Vom Entwurf aus Pappe bis hin zur funktionsfähigen Anzeige am Bahnsteig. (c)ÖBB/Wegscheider
Einer unserer Prototypen im Livetest am Bahnsteg. (c)ÖBB/Wegscheider
Das Team hinter dem Projekt
An der Umsetzung eurer Ideen arbeitet ein kleines Projektteam, das mit Sitz in der ÖBB Unternehmenszentrale, die wohl idealste Testumgebung direkt vor der Haustür hat: Nämlich den Wiener Hauptbahnhof. Um eure Ideen überhaupt in die Wirklichkeit umsetzen zu können, bedarf es vielen Tests. Einfach drauflos-basteln geht nicht. Die Realisierbarkeit und der Nutzen sind zwei Pfeiler in der Entwicklung, die eine Arbeit mit viel Kreativität notwendig macht. Einer der Hauptgründe für die erfolgreiche Realisierung der Idee ist also ein Team, das nicht nur unglaublich motiviert sein muss, sondern auch fachmännisch, sozusagen modular, zusammengestellt ist. Dieses interdisziplinäre Team wollen wir euch hier vorstellen:
Programmierer
Jan Hilmar und Peter Kerschhofer von Sclable mit Unterstützung von Andreas Leibetseder für die Hardware, Johannes Tröger für das Frontend sowie Michael Rutz und Roland Rust für das Datenmodell.
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Außerdem Balazs Szuecs und Maria Vill von SignOn für die Integration von Passagierzähldaten.
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Produkt- und Interfacedesign
Sebastian Berger
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Service Design
Jennifer Loser und Vivienne Nürnberger mit tatkräftiger Unterstützung von Markus Scheucher sowie unseren Promotern Hannah und Steve.
Ein besonderes Danke und große Bewunderung für’s stundenlange Durchhalten am eiskalten Bahnsteig!
Und ganz viel Unterstützung von unseren Experten sowie auch von Gewinner Anton Maurer, dem Ideengeber, der auch kurzfristig immer wieder zur Verfügung steht, um mit uns den Status des Projekts zu diskutieren … oder spontan mal mit testen kommt.
Bahnkunden beim Erkunden der unterschiedlichen Prototypen. (c)ÖBB/Wegscheider
Interview mit den Projektleitern Maria Posch und Peter Zehetbauer
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Wann ist eine Idee so gut, dass ernsthaft über eine Umsetzung nachgedacht wird – was muss die Idee mitbringen?
Peter: Generell gibt es dafür keine einfache Regel. Ein gutes Indiz ist allerdings, wenn sich die Idee in einem Satz beschreiben lässt. Ansonsten ist mir wichtig, dass eine Idee die Verbindung von Problem zur Ursache beschreibt – das ist essentieller als eine einzige Lösungsart bis ins Detail zu formulieren, denn am Weg zur Umsetzung muss man ohnehin verschiedenste Lösungsvarianten prüfen.
Wie kommt die Säulebisher an, wie ist das Kunden-Feedback?
Maria: Wirklich gut! Uns überrascht vor allem, wie offen Kunden auf uns und die Säule zugehen. Dadurch erhalten wir sehr viel wertvolles Feedback, das wir gleich wieder zur Weiterentwicklung der Säule verwenden. Wichtig ist für uns, auch die Anfangseuphorie der Kunden zu durchbrechen, um authentisches Feedback zu erhalten. J Was mich persönlich besonders freut, ist aber auch das Feedback unserer Service-Mitarbeiter am Bahnhof – die finden es richtig gut sich, dass sie eine zusätzliche Anzeige haben, um Reisenden den Weg zu erklären.
Wann und wo werden die Geräte schlussendlich zum Einsatz kommen?
Peter: Wie genau der Roll-Out passiert, entscheidet sich erst in der nächsten Phase. Aus unserer Sicht am realistischsten ist eine schrittweise Einführung – also zuerst gezielt auf großen bzw. unübersichtlichen Bahnsteigen anzufangen.
Die Entwicklung vom Karton-Dummie bis zur Screenversion … Wie kann man sich so ein Prototyping vorstellen?
Maria: Wichtig beim Prototyping ist es, zuerst das Bedürfnis der Kunden bzw. NutzerInnen abzutesten. Insofern ist eine Frage, die wir uns oft stellen: „Was ist der kleinste Aufwand, um herauszufinden, ob die Idee hilft?“ Im aktuellen Projekt war das der ersten Dummie aus Papier und Getränkekisten – so konnten wir bereits viel über Positionierung und Darstellung lernen. Erst danach haben wir begonnen, mit realen Daten und technisch ausgereifteren Prototypen zu arbeiten. Übrigens gab es ganz am Anfang einige weitere Prototypen, die allesamt nicht funktioniert haben – aber auch das gehört dazu!
Projektleiter Peter Zehetbauer, (c) ÖBB/Wegscheider
Usecases: Welche Learnings es bisher gab
Eines der wichtigsten Learnings ist: Es gibt nichts, was man nicht überprüfen sollte! Seien es die Icons des Interfaces oder die Wahl der Farben. Es gibt so viele Kleinigkeiten, die einen Einfluss darauf haben, ob die Lösung angenommen und verstanden wird. Ein gutes Beispiel: Wurde die Info-Säule zu weit hinten positioniert, wurde sie regelrecht ignoriert. Um 2m nach vorne und somit ins Sichtfeld geschoben, gibt es kaum einen Reisenden, der oder die nicht einen Blick darauf wirft.
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Außerdem ist es spannend zu sehen, welche Möglichkeiten sich durch die neue Information am Bahnsteig ergeben. Wir haben festgestellt, dass an starken Reisetagen – wenn also unsere Anzeige durchwegs „rot“ anzeigt – viele Reisende nach einer kurzfristigen Reservierung fragen oder zumindest offen dafür sind. Grund genug für uns, genau das zu testen und somit das nächste Prototyping zu starten. Und so viel sei schon verraten: Die Ergebnisse sind vielversprechend! Wir sind also guter Dinge, hier bald von einem nächsten Produkt berichten zu können.