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Die ÖBB-Reihe 1060

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Die erste elektrische Vollbahnlok Österreichs feierte 2012 ihren hundertsten Geburtstag.

Vor über einhundert Jahren nahmen ambitionierte Eisenbahningenieure die erste elektrisch betriebene Vollbahn Österreichs, die Mittenwaldbahn, in Betrieb. Den Bahnverkehr besorgten von Anfang an elektrische Lokomotiven, von denen die erste im Technischen Museum in Wien erhalten blieb.

Methusalem

Der elektrische Betrieb wurde mit dem Betrieb der ersten E-Lok 1879 bei der Berliner Gewerbeausstellung präsentiert. Diese kleine, drei PS leistende und von der Firma Siemens & Halske entwickelte Lok verkehrte auf einer 300 m langen Teststrecke im Ausstellungsgelände und war ein großer Publikumsmagnet der Ausstellung. Von diesen Tagen an trat die elektrische Zugförderung ihren Siegeszug an. Bereits wenige Jahre später fuhren die ersten elektrisch betriebenen Bahnen wie zum Beispiel die 1883 eröffnete und etwa 4,4 km lange Lokalbahn zwischen Mödling und Hinterbrühl. Trotz der Innovation steckte diese Traktionsform zu jener Zeit noch völlig in den Kinderschuhen. Für die Beförderung schwerer Lasten mussten zuerst entsprechende elektrische Anlagen entwickelt werden. Außerdem war die Wahl eines tauglichen Stromsystems keineswegs eine einfache Sache, denn die Entwicklung war noch nicht so weit. Anfangs konnte nur Gleichstrom produziert werden, der bei den vielen neu entstandenen straßenbahnähnlichen Betrieben die treibende Kraft war. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde ein hochgespannter Drehstrom als Traktionsenergie für Züge betriebstauglich gemacht und der nächste Entwicklungsschritt zum Einphasenwechselstrom war nur mehr eine Frage der Zeit.

Bereits am 5. Dezember 1910 unternahm eine schmalspurige Elektrolok der Mariazellerbahn ihre ersten Fahrten unter einer Fahrleitung, die mit Einphasenwechselstrom mit 6.500 Volt und einer Frequenz von 25 Hertz gespeist wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt haben sich in Europa viele Bahnen mit der elektrischen Traktion erste Erfahrungen geholt, die aber allesamt in unterschiedliche Richtungen gingen.

Vorberg-Viadukt: Rund um die Eröffnung der Mittenwaldbahn erschienen zahlreiche Ansichtskarten, die nachkoloriert oder auch künstlerisch bearbeitet wurden – hier ein Personenzug mit einer unbekannten 1060
Vorberg-Viadukt: Rund um die Eröffnung der Mittenwaldbahn erschienen zahlreiche Ansichtskarten, die nachkoloriert oder auch künstlerisch bearbeitet wurden – hier ein Personenzug mit einer unbekannten 1060

Erste elektrisch betriebene Vollbahn Österreichs

Als der Baubeschluss zwischen der k. u. k. Monarchie und Bayern zur Errichtung der Mittenwaldbahn (oder in Bayern auch Karwendelbahn genannt) fiel, war klar, dass der Bahnbetrieb von Anfang an elektrisch geführt werden sollte. Dazu mussten sich sowohl die k. k. St.B. als auch die Bayrischen Staatsbahnen auf ein gemeinsames Stromsystem einigen und die entsprechenden Lokomotiven bei der Industrie in Auftrag geben. Nach vielen Diskussionen wurde letztlich ein Einphasenstromsystem mit 11.000 Volt und einer Frequenz von 15 Hertz gewählt. Noch vor Betriebsaufnahme wurde die Fahrdrahtspannung auf 15.000 Volt angehoben und 1922 schließlich auch die Frequenz auf 16 2/3 Hertz.

Die k. k. St.B. ließen eine Serie von neun mit Treibstangen gekuppelten E-Loks bauen, von denen die erste 1912 den Betrieb aufnahm und die Nummer 1060.001 erhielt. Später gesellten sich noch drei weitere für den Betrieb auf der Pressburgerbahn (bezeichnet als Ewl 1–3) dazu. Die 1060er übernahmen von Anfang an den gesamten Bahnbetrieb auf dem österreichischen Streckenabschnitt. Aufgrund ihrer geringen Leistung und auch bescheidenen Höchstgeschwindigkeit von nur 40 km/h blieb ihr Einsatzspektrum sehr beschränkt. Nach dem Ersten Weltkrieg besorgen die 1060er noch bis 1934 den Dienst auf der Mittenwaldbahn bzw. bis 1942 auf der Lokalbahn Wien–Pressburg.

Für die Nachwelt erhalten blieb die allererste Lokomotive dieser Baureihe und zählt zur Sammlung des Technischen Museums in Wien, wo sie noch immer von den Bahnpionieren von damals zeugt.

ÖBB-Reihe 1060

Baujahre: ab 1912
Achsfolge: 1‘C
Höchstgeschwindigkeit: 40 km/h
Dauerleistung: 370 kW
Gewicht: 53,05 t


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