Die CC 6500 rollte 1969 auf das Gleichstromnetz der Französischen Staatsbahnen und wurde von Anfang an im hochwertigen Schnellverkehr eingesetzt.
Jemand der sich für Lokomotiven interessiert, kommt um die französische Reihe CC 6500, die in insgesamt 74 Exemplaren gebaut wurde, nicht herum. Mit ihren 5.900 kW war sie lange Zeit die stärkste Lok auf dem französischen Streckennetz. Mit der „nez cassé“, der „gebrochenen Nase“, setzte der Designer Paul Arzens ein bedeutendes Markenzeichen, das auf viele andere Lokbaureihen in Slowenien, Marokko, den Niederlanden und natürlich in Frankreich übertragen wurde. Nach der CC 40100 mit dem belgischen Pendant der Reihe 1800 und dem französischen Großdiesel CC 72000 war die CC 6500 die erste reine Gleichstromlok, die mit diesem für Lokomotiven französischer Herkunft typischen Design ausgestattet wurde.
Maurienne. Einige Maschinen waren für den Einsatz mit zusätzlicher seitlicher Stromschiene ausgerüstet. Diese Loks trugen ein grünes Farbkleid. Foto: (c)ÖBB/ Christoph Posch
Ein Blick zurück
Wie auch in anderen Ländern suchte man auch in Frankreich nach dem richtigen Stromsystem zur Elektrifizierung der Hauptstrecken. Das Streckennetz in dem großen europäischen Land wurde bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg von verschiedensten Bahngesellschaften betrieben. Dabei verfolgte jede Bahngesellschaft eine andere Strategie und dementsprechend unterschiedlich gestaltete sich auch der technische Fortschritt. Zum Beispiel wurde zwischen Chambéry und Modane (Grenzbahnhof zu Italien) die Strecke mit einer seitlichen Stromschiene elektrifiziert. Andernorts gab es Gleichstrom- Oberleitungen mit 1.500 Volt Fahrdrahtspannung und auch Strecken, die mit 25.000 Volt Wechselstrom mit einer Frequenz von 50 Hertz ausgestattet wurden. Also ein Sammelsurium, das später die Französischen Staatsbahnen zunehmend vor Probleme in puncto Fahrzeugbeschaffung stellte. Die Mehrsystemlok der Reihe CC 40100 war eine erste Antwort, deren aber noch weitere zahlreiche Mehrsystemloks verschiedenster
Die CC 6500 wurden als reine Gleichstromloks konstruiert.
Beton gris. Einige Loks wurden vom neuen „betongrauen“ Farbkleid nicht verschont. Der Großteil der Loks behielt aber die elegante „Gran Confort“- Lackierung, welche zu den gleichnamigen Schnellzugwagen perfekt passte. Foto: (c)ÖBB/Christoph Posch
CC 6500
Bereits 1969 gelangte die erste CC 6500 der SNCF (Société Nationale de Chemins de Fer Français) in den Bahnbetrieb. Die speziell für 1.500 Volt Gleichstrom ausgelegten Lokomotiven erreichten eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h und wurden schon bald zum „Flaggschiff“ der SNCF-Flotte im hochwertigen Reiseverkehr. Die drei Baulose unterscheiden sich äußerlich durch die unterschiedliche Anordnung der seitlichen Lüftergitter. Das zweite Baulos wurde auch mit einer Möglichkeit ausgestattet, dass ein Betrieb mit der seitlichen Stromschiene der „Maurienne“-Strecke möglich ist. Diese Maschinen (CC 6539 – CC 6559) waren in Grün mit weißen Streifen gehalten. Die restlichen (CC 6501 – CC 6538 und CC 6560 – CC 6574) präsentierten sich im farbenfrohen Design in Grau mit verschiedenen Rot- und Orange-Tönen. In ihren ersten Betriebsjahren wurden die Loks nahezu ausschließlich im hochwertigen Fernverkehr eingesetzt. Darunter fanden sich unter anderem die TEE und Schnellzüge „Le Mistral“, „Le Capitole“ oder „l‘Aquitaine“. Die CC 6500 waren lange Zeit die eigentlichen „Stars“ der Lokflotte der SNCF. Nach dem Erscheinen modernerer Lokomotivbaureihen wanderten die CC 6500 in den Güter-, Regionalzugverkehr oder in untergeordnete Dienste, wie zum Beispiel im Nachschiebedienst auf der „Maurienne“- Strecke, ab, bis 2007 die Maschinen endgültig abgestellt wurden.
Erst 2007 wurden die formschönen Loks
durch modernere Fahrzeuge ersetzt.
CC 6500 andernorts
Die von GEC Altshom gebauten und nur mit je einem Motor
je Drehgestell ausgestatteten Loks sorgten auch andernorts für großes Aufsehen. Marokko,
ein wichtiger Handelspartner Frankreichs, orderte ein Baulos von ähnlichen Loks und auch
nach Jugoslawien wurden 38 Lokomotiven mit schwächerer Leistung und einer geringeren
Höchstgeschwindigkeit geliefert. Eine CC 6500 gelangte sogar zu Testzwecken in die USA, wo eine große Lokbeschaffung anstand. Man unterlag aber damals dem schwedischen ASEA-Konzern. Museal sind heute noch einige CC 6500 zu sehen, unter anderem die mustergültig aufgearbeitete CC 6572 als Ausstellungsstück im Bahnpark von Augsburg.
Infobox
CC 6500
Baujahre: 1969–1975
Leistung: 5.900 kW
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
Gewicht: 115–118 t
Achsfolge: C’C‘
Länge: 20,19 m
Stückzahl: 74