Barrierefreiheit ist ein wichtiges Thema um für so viele wie Menschen öffentliche Mobilität zur Verfügung zu stellen. Innerhalb der ÖBB gibt es zahlreiche Anstrengungen um einfache Bahnfahrten zu ermöglichen. Die EU sorgt für einheitliche Standards in Europa.
„Einfach Bahn fahren“
ist ein Slogan, der eben nicht immer ganz einfach zutrifft – zum Beispiel wenn es um eine angenehme Bahnfahrt für Menschen mit Behinderungen oder mit eingeschränkter Mobilität geht. Doch wir tun seit Jahren sehr viel, um barrierefrei unterwegs zu sein. Ohnehin werden im Konzern nationale Gesetze eingehalten, wenn es um die Beschaffung von Fahrzeugen oder den Umbau von Bahnhöfen geht.
Die EU-Verordnung TSI PRM geht noch einen Schritt weiter und schafft international gültige Standards, wie barrierefreie Verkehrsstationen und Züge ausgestattet werden müssen. Die Ausführung kann dann gemäß den national gültigen Normen erfolgen. Damit schaut ein Bahnhof in Italien trotzdem sehr wahrscheinlich anders aus als ein österreichischer – beide sind aber auf ihre Weise barrierefrei.
„Mit der aktuellen Verordnung hat die EU-Kommission einen weiteren wichtigen Schritt zur langfristigen Harmonisierung des barrierefreien Bahnreisens in Europa getan“, sagt Reinhard Rodlauer, der uns bei Fragen zur Barrierefreiheit mit seiner Expertise zur Seite steht.
Christian Schwarzl, verantwortlich für Barrierefreiheit, zu den neuen Anforderungen der TSI PRM, die mit 1. Jänner 2015 in Kraft trat, relativ gelassen: „Sie sind mancherorts sogar milder als die bisher geltenden Ö-NORMEN, nach denen wir ja bereits vorgehen.“
Neue Züge kommen schon seit Jahren nur mehr barrierefrei auf Schiene, bei künftigen Bestellungen werden natürlich alle Vorgaben erfüllt. Aber: Bestehendes Wagenmaterial betrifft die Verordnung nicht. „Jedes Bahnunternehmen muss der EU-Kommission einen genauen Umsetzungsplan vorlegen, wann und wie bisherige Züge gegen barrierefreie getauscht werden“, so Schwarzl.
Auf dem Weg zum barrierefreien Bahnreisen, so sieht auch Reinhard Rodlauer, Konzernbeauftragter Barrierefreiheit, die ÖBB: „Wir können
sehr viele positive Entwicklungen im Bereich Barrierefreiheit vorweisen und werden weitere Aktivitäten in diese Richtung setzen.“
Infrastruktur baut barrierefrei
Auch in der ÖBB-Infrastruktur sieht man die aktuelle Verordnung eher positiv. „Wir haben bereits viele Erfahrungen mit der TSI PRM 2008 gesammelt, die neue Version erleichtert uns die Umsetzung in unseren Projekten, und der Standard der Barrierefreiheit in Österreich wird immer einheitlicher“, erklärt Nina Doppler, Ansprechpartnerin für die TSI PRM in der ÖBB-Infrastruktur. Der umgebaute Bahnhof Melk war das erste Projekt nach TSI PRM, bei den Bahnhofsgebäuden Wien West und Salzburg Hbf wurde vor Kurzem die entsprechende Prüfung abgeschlossen und beim Wiener Hauptbahnhof wird das voraussichtlich Ende des Jahres der Fall sein. Mehr und besser ist aber immer noch möglich: „Ich hoffe, dass die TSI PRM dazu beitragen kann, die Barrierefreiheit der Bahn weiter zu fördern“, sagt Doppler.
Feintuning im persönlichen Umgang
Wir sind zufrieden – inwieweit das auch auf euch zutrifft, lässt sich nicht ganz klar sagen. In den Kundenzufriedenheitsstudien wird das Thema „Barrierefreiheit“ zwar abgefragt, aber: „Die Aussagen sind für uns nicht wirklich aussagekräftig. Die meisten Menschen können schon mit dem Wort Barrierefreiheit nicht viel anfangen und das Wissen endet meist schon beim Begriff „Niederflurzug“, so Schwarzl.
Beim Personenverkehr geht es nun vermehrt um die Sensibilisierung der MitarbeiterInnen für das Thema. Schon jetzt werden ZugbegleiterInnen und Verkaufspersonal geschult. Geplant ist, das auch auf weitere Mitarbeitergruppen, z. B. WartungstechnikerInnen, auszudehnen, um damit mehr Verständnis für die Wichtigkeit von Barrierefreiheit zu erreichen.
Wer bei Barrierefreiheit ausschließlich an RollstuhlbenützerInnen denkt, vergisst dabei auf Menschen mit Seh- oder Hörbehinderungen. Überhaupt wird das Thema „Barrierefreiheit“ immer wichtiger, weil die Zahl älterer Menschen in den nächsten Jahrzehnten massiv ansteigen wird. Wie gut die Schrift auf einem Monitor im Zug zu lesen oder eine Durchsage am Bahnsteig zu verstehen ist, wird dann für wesentlich mehr Menschen noch wichtiger sein. Dass wir schon lange auf dem Weg zum barrierefreien Bahnreisen sind, sieht auch Rodlauer so:
„Wir können sehr viele positive Entwicklungen im Bereich Barrierefreiheit vorweisen und so wird es für uns auch gut möglich sein, die weiteren Aktivitäten im Einklang mit der TSI PRM zu setzen.“
Neue Version der EU-Verordnung TSI PRM
Am 1. Jänner 2015 trat die neue Version der TSI PRM (Technische Spezifikation für die Interoperabilität bezüglich der Zugänglichkeit des Eisenbahnsystems der Union für Menschen mit Behinderungen und Menschen mit eingeschränkter Mobilität) als EU-Verordnung in Kraft. Sie regelt EU-weit die „Zugänglichkeit“.
Neubauten, Umrüstungen und Erneuerungen der Infrastruktur sowie Umrüstungen und Neuanschaffungen im Fahrzeugbereich müssen den Kriterien der Barrierefreiheit entsprechen. Bestehende Anlagen und Fahrzeuge sind ausgenommen. Im Hinblick auf eine schrittweise Beseitigung von bestehenden Barrieren der Zugänglichkeit müssen die Mitgliedstaaten nationale Umsetzungspläne verabschieden.
Kontakt: Bei Fragen zum Thema Barrierefreiheit bei den ÖBB stehen wir gerne unter barrierefreiheit@oebb.at zur Verfügung.