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Von der Freude über einen versäumten Zug

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Ja, liebe Freunde, man kann es kaum glauben, dass es das gibt. Einen Zug zu versäumen und gleichzeitig eine innere Freude zu empfinden.

Ein Gastbeitrag von Erika Stockinger

Ein Montag Morgen im Strombad Kritzendorf. Nach einem entspannenden und dadurch sehr entschleunigtem Wochenende im wunderschönen Strombad, wo man frühmorgens den Kaffee mit einem frischen Kipferl, von der Bäckerei Rest im Strombad, auf der eigenen Terrasse genossen hat, die Sonntagszeitung studiert und danach noch philosophische Gespräche mit dem Partner geführt hat. Danach eine Runde mit dem Hund durch den Auwald gestreift ist und noch vor dem Mittagessen genüsslich die Donau hinabgetrieben ist. Man sich nach dem Mittagessen dem Müßiggang im Schatten der uralten Linde, in einem bequemen Liegestuhl hingegeben hat. Umgeben von Stille und der sengenden Hitze der sommerlichen Mittagszeit. Nur hin und wieder vernimmt man den Gesang eines Vogels, der ob der unsäglichen Hitze aber bald wieder verstummt oder ein kurzes Hundegebell, der sich aber auch lieber an einen kühlen Ort zur wohlverdienten Siesta zurückzieht, alle Viere von sich streckt und vielleicht vom letzten Futter träumt. Gegen Abend wandert man, bei der letzten Gassirunde, den Donaustrom entlang und kann nicht umhin, im Donaurestaurant den ruhig dahinfließenden Strom und die heimwärts ziehenden Tagesbesucher auf der großen Terrasse zu beobachten, während man auf Cevapcici oder Plejeskavica bei dem einen oder anderen Glas Bier wartet.
Herz was willst du mehr!

Ganz anders der darauffolgende Montag Morgen. Sechs Uhr, der Wecker klingelt, man hetzt mit dem Hund, der ebenfalls noch schlaftrunken und für seine Begriffe drei Stunden zu früh seine erste Gassirunde absolviert, durch das noch schlafende Strombad. Aus den Augenwinkeln heraus nimmt man den wahrscheinlich wunderschönen Sonnenaufgang wahr, in Gedanken ist man aber schon bei der Aufgabenliste des heutigen Tages. Hund hat sein Geschäft verrichtet, man trottet heimwärts, versorgt das liebe Vieh mit allen Notwendigkeiten für den Tag und ist sogar ein wenig neidisch auf den chilligen Tag des Hundes, während man sich im Bad fertig macht. Der Kaffee wird zwar auch auf der Terrasse konsumiert, aber unter dem Motto „In der Kürze liegt die Würze“. Danach radelt man dem Auwald entlang Richtung Bahnhof. Man genießt den frühen Morgenduft des noch leicht feuchten Auwaldes, das Auge erfreut sich am satten Grün der Umgebung.
Am Bahnhof angekommen sieht man, dass der angepeilte Zug bereits eingefahren ist und am Bahnsteig keine Leute mehr auf den Einstieg warten. Ein etwas stressiges Gefühl steigt aus der Magengrube hoch, man bemüht sich das Fahrrad möglichst schnell abzustellen. Das Fahrradschloss befindet sich auch noch im Schlafmodus und muss dreimal gebeten werden aufzuspringen, um das Fahrrad zu sichern. Während man dann endlich schafft das Fahrrad zu sichern und man sich bereits im Panikmodus Eins des Tages befindet, greift man gleichzeitig die Handtasche aus dem Fahrradkorb, überlegt wo man jetzt den Fahrradschlüssel in der Kürze verstaut hat, damit man ihn je wiederfindet und läuft gleichzeitig die Rampe zum Bahnsteig hoch, wo der Zug just in dem Moment abfährt, in dem man am Bahnsteig angekommen ist.

Ein kurzer Moment des Bedauerns kommt ihn einem auf, aber gleichzeitig auch die kindliche Freude, dass man nun 20 Minuten Zeit für sich hat, 20 Minuten, in denen man nochmals die angenehm kühle Luft des frühen Sommermorgens einatmet, in der man den Schienen entlang blickend, seinen Tagträumen nachhängt oder durch den wunderschönen Bahnhofsgarten streift , der von mehreren Damen so liebevoll gepflegt wird, dass er mit den Gleisgeschichten Einzug zum Corporate Media & TV Award in Cannes gefunden hat und dabei sogar mit dem ersten Preis, dem Goldenen Delphin in der Kategorie Webisodes ausgezeichnet wurde. Dieser Bahnhofsgarten ist, neben den anderen Schönheiten Kritzendorfs, wirklich eine Reise wert.
Man sitzt inmitten wunderschöner Blumen, kleinen Wegen, einem Bienenhotel auf einer idyllischen Bank in Schiffsform und wünscht sich, dass der nächste Zug vielleicht gar nicht kommt.

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