Harald Stotz hat etwas, wovon andere Eisenbahnenthusiasten nur träumen. Eine eigene Feldbahn rund um sein Haus.
„Ich werde öfters für verrückt gehalten, wenn ich jemanden erzähle, dass ich mit meiner eigenen Eisenbahn rund ums Grundstück fahre. Wenn ich aber die ganze Geschichte erzähle und warum ich diese Bahn gebaut habe, dann schaut die Sache anders aus.“ Harald Stotz hat etwas, wovon andere Eisenbahnenthusiasten nur träumen. In einem 270 Meter langen Rundkurs fährt seine Pfalzberger Feldbahn rund um sein Haus und das seiner Eltern im beschaulichen Ort Tobelbad in der Steiermark. Wer hier noch an ein Spielzeug denkt oder an eine Gartenbahn, wird spätestens dann eines besseren belehrt, wenn der Zug in voller Lebensgröße zwischen den Hecken auftaucht und bei einem Swimmingpool, Blumenbeeten und einem Hühnerstall vorbeirollt. Gezogen von einer 4,7 Tonnen schweren knallorangen Zwei-Zylinder- Diesellok der Firma Gmeinder ist seine Feldbahn eine „echte“ Schmalspureisenbahn in der Spurweite 600mm.
Alles fängt einmal klein an.
Die Liebe zur Eisenbahn hat in kleinem Maßstab begonnen, vor rund 30 Jahren mit einer LGB Modelleisenbahn im Keller der Eltern. Die wurde schnell zu klein und so beschloss Vater Helmut gemeinsam mit Sohn Harald, die Anlage zu erweitern, während Mutter Hildegard auf Schiurlaub war. „Durch die Kellerwand haben die beiden ein Loch geschlagen und wie ich nach Hause kam, war mein Vorratskeller auch eine Eisenbahn“ erinnert sie sich. „Aber auch das wurde ihnen schnell zu klein.“
Der große Traum
„Der große Traum meines Vaters war immer eine eigene Feldbahn, wir haben sehr oft darüber geredet“, erzählt Harald. Dann kam alles anders. „Als 2016 bei ihm eine schwere Krankheit diagnostiziert wurde, wollte ich ihm diesen Wunsch erfüllen.“ Harald setzte alle Hebel in Bewegung. Es gelang ihm in relativ kurzer Zeit, die Lok bei einem Sammler aufzutreiben und auch das Schienenmaterial zu finden. Die anstehende Arbeit wurde von der Familie gemeinsam gestemmt. „Wir haben alles selber gemacht. Wir haben 400 Schwellen aus Lerchenholz gehobelt und verlegt, die Schienen selber gebogen. Die sind natürlich zuerst gerade.“ Das sich das ganze zu einem Mammutprojekt entwickelt, wurde ihnen aber bereits klar, als die LKWs mit 170 Tonnen Gleisschotter anrückten. Blumenhecken und Büsche wurden versetzt, wenn sie der Bahntrasse im Weg waren. Zwei tonnenschwere Brücken wurden errichtet und ein eigenes Bahngebäude durfte natürlich auch nicht fehlen.
Harte Arbeit und große Freude
„Wir haben es einmal überschlagsmäßig zusammengerechnet und sind auf 11.000 Arbeitsstunden gekommen.“ Doch die harte Arbeit zahlte sich aus, das Projekt Feldbahn nahm Gestalt an und schließlich, nach eineinhalb Jahren, war der Traum auf Schienen fertig, die Freude über die Eisenbahn im Garten groß. „Ich habe es meinen Vater nie direkt gesagt, dass ich das für ihn baue. Aber es hat ihn gefreut, es hat ihm Spaß gemacht und ich glaube, er hat es gewusst, dass ich es für ihn gebaut habe.“ erinnert sich Harald.
Nach vielen Fahrten mit der Traumeisenbahn ist Helmut Stotz am 15 August 2018 gestorben. „Er ist immer bei uns, er ist immer bei der Bahn und bei jeder Fahrt dabei.“ sagt Harald und zeigt den Urnenstock, den er neben den Gleisanlagen errichtet hat. “Genau neben der Bahn, wo er es immer haben wollte. Dort kommt auch seine Urne hinein.“ Es ist eine Liebe zur Eisenbahn über den Tod hinaus. Das Projekt Feldbahn ist aber damit nicht zu Ende. Es existieren Ausbaupläne in ein benachbartes Waldstück. „ Vielleicht kann ich dann mit meiner Bahn Schwammerlsuchen gehen.“ lacht Harald und tuckert mit seiner knallorangen Lok mit Mutter Hildegard bei den Hortensien vorbei und lebt seinen Traum auf Schienen.
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