Jennifer Barna bahnt sich ihren Weg durch die ÖBB. Und der nimmt mitunter unerwartete, teils sogar „kitschige“ Wendungen. Denn Jennifer ergreift gerne Möglichkeiten, die sich ihr bieten. Mit 29 Jahren ist sie mittlerweile in der dritten Gesellschaft angekommen und dort überaus glücklich. Aber beginnen wir am Anfang.
„Eigentlich wollte ich nach dem Schulabschluss ja Stewardess werden“, sagt Jennifer. „Aber dann hat meine Mutter gesehen, dass bei den ÖBB Zugbegleiter gesucht werden.“ So kam die Zwanzigjährige 2009 zu den ÖBB und war bald auch schon im Fernverkehr unterwegs. „Die Strecke nach Breclav war mir am liebsten“, erinnert sie sich. „Da sind hauptsächlich Touristen mitgefahren, und die waren immer recht entspannt.“
Weil man nie auslernt
Vielleicht etwas zu entspannt für Jennifer, denn die startete 2012 ein berufsbegleitendes Studium an der FH St. Pölten. Dort absolvierte sie den Studiengang „Eisenbahninfrastruktur-Technik“, dessen Unterrichtszeiten auf StudentInnen im Schichtdienst Rücksicht nehmen.
Studentin mit Führungsqualitäten
Nach rund fünf Jahren war Jennifer allerdings klar, dass sie ihren Job unter vielen Menschen zwar sehr mochte, er aber noch nicht die Endstation ihrer Laufbahn sein sollte. Dann war da die Stelle als Teamkoordinatorin ausgeschrieben. „Ich wusste, es ist Zeit für den nächsten Schritt. Ich hab’ die Gelegenheit einfach genützt.“ Der Zusatzaufwand durch das Studium war für Jennifer jedenfalls kein Grund, sich nicht zu bewerben – zum Glück. Ab 2015 wechselte die damals 25-jährige vom Zug ins Büro und übernahm die fachliche Führung von rund 75 KollegInnen. Dabei führte sie Jahresgespräche mit den MitarbeiterInnen, kümmerte sich um Beschwerden und Probleme, aber führte auch Eisenbahnsicherheitskontrollen durch.
Wenn die Holding ruft
Und dann, nach drei Jahren als Teamkoordinatorin und mit Ende des Studiums, war ihr klar, dass es wieder an der Zeit war, etwas Neues zu machen. Im strategischen Personalmanagement der Holding wurde jemand für das konzerninterne Kulturprogramm gesucht. „Ich dachte mir, Unternehmenskultur ist ein spannendes Thema und ich will meinen Beitrag zum Kulturwandel leisten. Jedenfalls kannte ich die interne Mentalität sehr gut, was mir sehr geholfen hat.“ Dass sie die passende Besetzung für den Job ist, hat man wohl auch in der Holding so gesehen und so wechselte sie 2018 vom Personenverkehr zur Holding. „Vom Operativen hinein ins Strategische und all die neuen Leute – das war schon ein großer Schritt für mich“, sagt sie heute. „Ich hab’ so oft von KollegInnen gehört, dass sie sich dies oder jenes nicht zutrauen. Aber ich denke, dass sich jeder Mensch selbst neu erfinden kann.“
Wenn der Beruf zur Berufung wird
Ganz nebenbei entwickelte Jennifer eine Leidenschaft für das Thema Immobilien. Durch das Lesen vieler Bücher schon gut mit der Materie vertraut, hat sie im Frühjahr in ihrer spärlichen Freizeit auch noch mit einem Immobilienverwaltungskurs begonnen – und das obwohl sie ohnehin schon täglich drei Stunden als Pendlerin im Zug verbrachte.
Dieses Interesse hat sie indirekt auch dort hin gebracht, wo sie heute ist. Nach rund acht Monaten im Auftrag der Unternehmenskultur erfuhr sie, dass bei der ÖBB-Immo eine Hausverwalterin gesucht wurde. „Ich konnte es kaum glauben. Ich hatte mich zwar gerade so gut eingearbeitet, das Projekt hatte so richtig an Schwung gewonnen – aber diese einmalige Möglichkeit konnte ich mir wirklich nicht entgehen lassen“, sagt sie. „Immobilien sind meine große Leidenschaft und ein Job in dem Bereich mein großer Traum. Es war fast kitschig.“ Dass sie für die Stelle wieder ins Operative wechselt und damit auch das Gehalt wieder etwas schlanker wird, war für Jennifer gar kein Thema. „Ich fange gerne an der Basis an – irgendwo muss man ja anfangen. Alles was ich hier gerade lerne, ist extrem spannend. Es ist einfach genau meines.“
Zitate
“In meinen Anfangsjahren als Zugbegleiterin habe ich einmal mit einem Kollegen aus der Immo geplaudert und gesagt: ‚Irgendwann mache ich das auch.’ Der Kollege hat vielleicht Augen gemacht, als ich vor kurzem in seinem Büro bei der Immo aufgetaucht bin.”
“Hätte sich nicht diese einmalige Möglichkeit geboten, wäre ich auf jeden Fall länger in der Holding geblieben. Was ich von dieser Zeit mitgenommen habe: Wenn man neu ist in einem Job, sollte man sich mindestens 6 Monate Zeit lassen, bevor man urteilt.”
“Man braucht schon etwas Selbstbewusstsein und das Wissen, dass man sich selbst immer neu erfinden kann”.
“Drei Gesellschaften innerhalb von einem Jahr – wenn man die Geschichte dahinter nicht kennt, hört sich das schon verrückt an.”