In den 1970er Jahren fand in der damaligen Tschechoslowakei ein gewaltiger Modernisierungsschub statt. Auf Grund zahlreicher Streckenelektrifizierungen wurden zunehmend auch schnell fahrende Lokomotiven benötigt. Skoda lieferte ab 1973 in drei Serien bedeutende Fahrzeuge, die auch heute noch zum Rückgrat der Zugförderung in Tschechien und in der Slowakei zählen.
Zoologischer Garten. Gorillas? In der Hohen Tatra, in einem Gebiet wo es maximal Bären als Großwild gibt? Nun ja. Sie gibt es dort oben, aber anders als man denkt, denn eine Lokomotivgeneration wird heute liebevoll von ihren Fans „Gorilla“ genannt. Die Loks der tschechischen Reihen 150/151 und die slowakischen Pendants der Reihe 350 zählen zu den markantesten Fahrzeugen in unseren Nachbarstaaten, wenn man von den Loks der Reihe 163 ff mal absieht.
Sie sind damals wie heute was Besonderes und tragen dadurch auch im Planbetrieb so genannte Retro-Lackierungen. Von Mitte der 1970er Jahre bis heute werden die Loks im schweren und hochwertigen Schnellzugsverkehr zwischen den Metropolen in dieser Region eingesetzt. Und so haben auch heute noch die Fahrgäste die Möglichkeit, diese Veteraninnen im Planbetrieb und vor allem ihre Leistung zu erleben.
Ende der 1960er Jahre begannen die ersten Überlegungen, eine neue Zweisystemlokomotive für die beiden tschechoslowakischen Stromsysteme zu entwickeln. Es entstand ein Skoda Entwurf zur ES 499.0, die spezielle und auserlesene Leistungen für die CSD (Tschechoslowakischen Staatsbahnen) führen sollte. Mit bis zu 160 km/h wäre die neue Lok das Paradepferd für hochwertige Züge auf beiden Stromsystemen. 1974 gelangten schließlich die ersten Prototypen zur CSD und die Fahrzeuge sollten sich im Planbetrieb bewähren.
Zu jener Zeit war Skoda in Plzen DER Hauptlieferant von elektrischen Lokomotiven unter anderem für die UDSSR, Bulgarien und natürlich für die Tschechoslowakei. Viele Konstruktionen standen Pate und es entstand eine höchst innovative Lokomotive, mit der der notwendige Lokomotivwechsel an den definierten Schnittstellen entfallen konnte. 20 Lokomotiven wurden schließlich bestellt und im Depot von Bratislava (Pressburg) beheimatet.
Aber auch für die ausschließlich mit Gleichstrom betriebenen Strecken wurden schnell fahrende Lokomotiven benötigt. Nach dem Baumuster der ES 499.0 wurden auch hier entsprechende Loks gefertigt und im Raum Bohumin (Oderberg) beheimatet.
In ihrer Betriebslaufbahn haben die Maschinen stets nur hochwertige Schnellzüge geführt und tun das auch noch heute. Nach der Trennung zwischen Tschechien und der Slowakei fahren die 150 und 151 bei den Tschechischen Staatsbahnen und die 350er in der Slowakei. Nach wie vor werden hochwertige Leistungen erbracht, wobei die slowakischen Loks sogar Budapest erreichen. Die tschechischen Loks kommen auch heute noch ziemlich nahe bis an die ukrainische Grenze.
Die Loks kommen heute einem Mythos gleich und werden von zahlreichen Eisenbahnfreaks aus der gesamten Welt „verfolgt“. Zusätzlich standen sie Pate für die nächste Skoda-Entwicklung, nämlich der Pershing. Nicht der Atomrakete, sondern einer höchst universell einsetzbaren Lokomotive, die heute das Bild in Tschechien und in der Slowakei prägen. Ob ihrer gedrungenen Form werden heute die 150/151/350 von Fans „Gorilla“ genannt. Treffend finde ich, denn die Leistung, die diese Lokomotiven bringen ist sensationell. Zu sehen sind die Loks heute nach wie vor auf der Kaschau-Oderberger Bahn durch die Tatra und im Großraum von Bohumin (Oderberg) bis nach Prag. Einige Leistungen wurden in der Vergangenheit jedoch von den neuen CD 380 übernommen.
Fact Box 350/150/151:
Baujahre: 1974/1976/1978 ff
Leistung: 4.000 kW
Höchstgeschwindigkeit: 160/140 km/h
Gewicht: 89,6 t /82,4 t
Achsfolge: Bo’Bo‘
Sückzahl: 20/27