Der Erzverkehr auf der Steirischen Erzbergbahn erforderte den Einsatz von immer mehr und auch stärken Fahrzeugen. Karl Gölsdorf entwickelte drei Sechskuppler, die zu ihrer Zeit die stärksten Zahnradlokomotiven der Welt darstellten. Später, 1942, gelangten zwei weitere Zahnradgiganten auf die Steirische Erzbergbahn.
Zu Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts boomte die Industrialisierung und damit der „Heißhunger“ auf Eisenerz. Mit den vorhandenen 18 Lokomotiven konnte nicht mehr das Auslangen gefunden werden die kaiserlichen und königlichen Staatsbahnen (kkStB) als Betreibergesellschaft der Steirischen Erzbergbahn wurde Chefkonstrukteur Karl Gölsdorf mit dem Entwurf einer neuen, modernen Dampflokomotive für den Erzverkehr beauftragt. Bereits 1912 rollte die erste Lok der Reihe 269 (der späteren ÖBB Reihe 197) aus den Werkshallen der Wiener Lokomotivfabrik in Floridsdorf.
ÖBB-Reihe 197
Die Serie von drei Lokomotiven ergänzte den Fuhrpark der Steierischen Erzbergbahn optimal. Mit der seltenen Achsanordnung Fnzz4t, also einer sechsfach gekuppelten Nassdampflokomotive mit vier Zylindern, galt sie zu ihrer Zeit als stärkste Zahnradlokomotive der Welt. 150 Tonnen an Fracht konnten die 197er mit einer Geschwindigkeit von 15 km/h stemmen. Während der Zeit bei der Deutschen Reichsbahn wurden die Loks als Reihe 97.3 bezeichnet.
Auch diese drei Lokomotiven waren wie ihre Vorgängerinnen lange im Einsatz. Ihre Ausmusterung erfolgte erst zwischen 1975 und 1978. Die 197.101 wurde 1979 an das Österreichische Eisenbahnmuseum übergeben. Bis 2002 wurde die Lok im betriebsfähigen Zustand erhalten. Heute kann man sie als Schaustück im Eisenbahnmuseum in Straßhof bewundern.
ÖBB Reihe 297
1942 rang die Nachfolgebaureihe 97.4 (später ÖBB 297) der 97.3 (ÖBB 197) den Rang als stärkster Zahnradlok der Welt ab. Diese gigantische Lokbaureihe verfügte ebenfalls über sechs gekuppelte Treibachsen und zusätzlich über je eine Vorlauf- und Nachlaufachse. Mit einem Gewicht von 125 Tonnen zählte die Zahnradtenderlok nicht zu den Leichtgewichten. Mit einer etwa dreifachen Leistung im Gegensatz zur 97.3 sollten die beiden gebauten 97.4 den Eisenerzverkehr am Erzberg revolutionieren.
Jedoch der Plan ging nicht auf. Die Maschinen erwiesen sich als zu störungsanfällig und wurden relativ früh abgestellt. 1949 rollte die 97.402 aufs Abstellgleis, der 1964 die 297.401 folgte. 1968 wurden beide Loks aus dem ÖBB-Bestand gestrichen. Die ursprüngliche Idee der Leistungssteigerung beim Erzbergbahnverkehr zu erreichen war mehr oder weniger verpufft. Wenn man die Gründe analysiert, kommt man schnell zu dem Schluss, dass diese Dampflokgiganten einfach zu groß und zu schwer und vor allem zu stark für die Infrastruktur auf der Erzbergbahn ausfielen.
Infolge ihres hohen Gesamtgewichts konnten sie auch nur auf dem südlichen Streckenabschnitt zwischen den Bahnhöfen Erzberg und Vordernberg eingesetzt werden. Nach Eisenerz durften sie nicht fahren. Um einen effizienten Einsatz zu ermöglichen, wären technische Adaptierungen auf den Loks und vor allem eine Totalrevision und Verstärkung der Bahnstrecke samt der Erneuerung der Zahnstangen notwendig gewesen. Im Fokus einer möglichen Verdieselung und Umstellung auf einen reinen Adhäsionsbetrieb auf der Steirischen Erzbergbahn war die Abstellung dieser zweifellos interessanten Baureihe die einzige Alternative.