Sie prägen das Bild der Bahnen in und um Wien wie keine andere Fahrzeuggeneration.
Insgesamt 120 dreiteilige Schnellbahngarnituren der ÖBB-Reihe 4020 wurden für den Nahverkehr von 1978 bis 1987 gebaut.
In ihrer über fünfzigjährigen Geschichte avancierte die Wiener Schnellbahn (neben der U Bahn) zum Rückgrat des öffentlichen Verkehrs in der Bundeshauptstadt. Wurden bei der Eröffnung 1962 moderne dreiteilige Garnituren der Reihe 4030 eingesetzt, so kam diese kleine Flotte an Triebwagen sehr schnell in die Lage, zusätzliche Kapazitäten nicht mehr bewältigen zu können. Außerdem sollten Linienerweiterungen durchgeführt und mit moderneren Fahrzeugen bedient werden. So beschritten die ÖBB Mitte der 1970er-Jahre den Weg für die grundlegende Erneuerung des Wiener Schnellbahnfuhrparks.
Alt und neu. Die Talent-Nahverkehrszüge sollten die 4020er letztlich ablösen. Hier geben sich die Fahrzeuggenerationen ein Stelldichein. Foto:(c) Christoph Posch
Neue Züge
Die neuen Züge sollten aber nicht nur explizit für die Wiener Schnellbahn, sondern auch in anderen Ballungsgebieten, wie zum Beispiel in Innsbruck oder im Rheintal, eingesetzt werden. Das bedeutete die Konstruktion einer Fahrzeuggeneration, die sowohl die hohen Anforderungen in Richtung Beschleunigung als auch einen Fahrgastkomfort für Regionalbahnen erfüllt. Das Konzept eines dreiteiligen Triebwagenzuges mit einer angetriebenen Einheit wurde beibehalten. Um die Beschleunigungsanforderungen zu erfüllen, wurden die Leistungskennwerte verstärkt. Für die Konstruktion und den Bau der neuen Triebwagengeneration zeichneten die Simmering-Graz-Pauker-Werke verantwortlich. Das Design der Züge entstammt übrigens aus der genialen Feder von Johann Benda, der seine „Handschrift“ bei vielen Schienenfahrzeuggenerationen hinterließ.
“Die Züge der ÖBB-Reihe 4020 prägten das Bild der Wiener Schnellbahn.”
Das markanteste Zeichen der neuen Schnellbahntriebwagen der Reihe 4020 war und ist die große Frontscheibe, die den Fahrzeugen den Spitznamen „Fernseher“ verleiht. Der humorvolle inoffizielle Name täuscht aber über die Leistungskennwerte hinweg, denn die 4020er sind nach wie vor ideale Fahrzeuge für den Verkehr in Ballungsräumen. Einen schnellen Fahrgastwechsel ermöglichen insgesamt sechs breite Einstiegsbereiche, die mit Schwenkschiebetüren ausgestattet sind. Vier Tatzlager-Fahrmotoren mit einer Gesamtleistung von rund 1.200 kW sorgen für eine Beschleunigung von 0,7 m/s², also ideal für eine innerstädtische Schnellbahn. 184 Sitzplätze und eine sehr große Anzahl an Stehplätzen stehen für die Fahrgäste zur Verfügung. Innerhalb von neun Jahren wurde die Flotte von 120 Fahrzeugen von den SGP an die ÖBB ausgeliefert und sofort im Schnellbahnverkehr eingesetzt.
Einsatz im Westen
Einige Fahrzeuge verschlug es aber bis nach Tirol und Vorarlberg. Diese betrieblich ausgezeichneten und bei den Fahrgästen beliebten Fahrzeuge wurden im Großraum Innsbruck, auf der Mittenwaldund Außerfernbahn sowie im Rheintal eingesetzt. Erst mit dem Einsatz von modernen Talent- Nahverkehrsgarnituren konnten diese Fahrzeuge nach Wien umstationiert werden. Seither verstärken diese Fahrzeuge die Flotte der Wiener Schnellbahn. Sämtliche 119 im Stand verbliebenen Fahrzeuge, eines wurde zwischenzeitlich ausgeschieden, wurden in den letzten Jahren mit einer Notbremsüberbrückung und Matrixanzeigen ausgestattet.
S-Bahn-Garnitur im Gebirge. Einige der Triebwagengarnituren verschlug es bis in den Westen Österreichs. Erst mit der Stationierung von modernen Talent-Garnituren wurden auch sie nach Wien versetzt. Foto: (c) Christoph Posch
Nachfolge für die Stars
Aber auch die 4020er kommen langsam, aber sicher in die Jahre und ein Ersatz wird in den nächsten Jahren notwendig. Waren ursprünglich die Talent-Züge der Reihe 4024 als Nachfolgegeneration für die Wiener Schnellbahn vorgesehen, so waren diese nach dem Abschluss von zahlreichen Verkehrsdiensteverträgen mit den Bundesländern nicht mehr in dem notwendigen Ausmaß verfügbar. Eine neue Generation von Schnellbahn- und Regionalverkehrszügen wurde international ausgeschrieben. Vor wenigen Wochen erhielt die Herstellerfirma Siemens den Auftrag zur Lieferung von 100 dreiteiligen Zügen des Typs DESIRO ML, die sowohl in einer Regionalbahn- als auch in einer Schnellbahnversion an die ÖBB geliefert werden.
Infobox
ÖBB-Reihe 4020
Baujahre: 1978–1987
Leistung: 1.200 kW
Gewicht: 127,4 t
Höchstgeschwindigkeit:
120 km/h
Sitzplätze: 184
Stückzahl: 120