Nach der Auslieferung der 2050, die gewissermaßen eine Revolution im österreichischen Dieselloksektor darstellte, ging die heimische Industrie daran, eine eigene moderne Lokgeneration zu entwerfen.
Als 1958 die 2050er auf Österreichs Schienen rollten, kam natürlich auch Bewegung in die heimische Lokindustrie. Man wollte auf den „Kuchen“ von zu erwartenden rund 150 Diesellokomotiven nicht so einfach verzichten. Dass diese Menge durchaus realistisch war, unterstreicht das Vorhaben des damaligen ÖBB Maschinendienstes, frischen Wind in die heimische Lokflotte zu bringen. Um Anhaltspunkte für die Industrie zu bieten, waren Loks gewünscht, die eine Leistung von rund 1.500 PS aufweisen sollten und dabei etwa 100 km/h erreichen konnten. Aufgrund der einfachen Bauweise sollte die Kraftübertragung hydraulisch unter der Verwendung eines Turbowendegetriebes erfolgen. Sowohl Simmering-Graz- Pauker (SGP) als auch die Jenbacher Werke (JW) entwickelten eigene Prototypfahrzeuge, die später in den neuen Diesellokbaureihen 2043 und 2143 münden sollten.
Vielfachsteuerung. Ein Teil der Viertakt-Dieselloks der Reihe 2143 verfügte über eine Vielfachsteuerung. Foto: (c)Archiv Posch
Neue Loks für heimische Schienen
Bereits 1960 rollte bei SGP eine neuartige dieselhydraulische Lokomotive aus den Werkshallen. Die als 2020 bezeichnete Lok, der verschiedene Projekte vorausgegangen waren, sollte den ÖBBDiesellokpark revolutionieren. Die 2020 blieb aber rund ein Jahrzehnt im Eigentum von SGP. Währenddessen wurde die 2020 vor verschiedensten Zugsleistungen vor allem in Richtung Süden eingesetzt. Ein Serienbau für die ÖBB unterblieb. Etwa zeitgleich erschienen zwei weitere Prototypfahrzeuge von SGP, die nur mit einem Führerstand ausgestattete 2041 und die LDE 1450.
Letztere kam 1965 als dieselelektrische Lokomotive mit 1.450 PS und bewährte sich sehr gut im fahrplanmäßigen Einsatz. Eine Übernahme durch die ÖBB und ein Serienbau unterblieben ebenfalls, da sich die ÖBB bereits für die hydraulische Kraftübertragung mittels Wendegetriebe entschieden hatten. Auch im Westen von Österreich wurde man aktiv und setzte auf eine wiederum vierachsige dieselhydraulische Lokomotive, die die Reihenbezeichnung 2043 erhielt. Alles in allem bleibt aber festzuhalten, dass die angebotenen Fahrzeuge mit ihren Leistungscharakteristiken den damaligen Anforderungen durchaus entsprachen und eine Ablöse der Dampftraktion durchaus realistisch erschien.
Aus diesem Sammelsurium von Prototypfahrzeugen wurden schließlich weitere Fahrzeuge entwickelt, deren Vorausfahrzeuge 1964 aufs Streckennetz rollten. Die als 2043 (Jenbacher Werke) und 2143 (SGP) bezeichneten Lokomotiven läuteten eine umfassende Modernisierungswelle bei den ÖBB ein. Jeweils insgesamt 77 Lokomotiven wurden bei der Industrie geordert, die sich äußerlich nur durch eine geänderte Anordnung der Lüftergitter und Maschinenraumfenster unterschieden. Lediglich die vier JWVorserienloks waren etwas kürzer als die Serienmaschinen. Beide Baureihen wurden bis 1977 gebaut. Gemeinsam mit dem Fortschreiten der Elektrifizierung lösten die 2043 und 2143 die Dampflokomotiven ab.
ÖBB-Reihe 2043
Die Tiroler Fahrzeuge wurden aus dem Prototyp 2043.01 herausentwickelt. Diese vierachsigen Fahrzeuge verfügen über einen Zwölf-Zylinder-Zweitaktdieselmotor mit einer Leistung von 1.500 PS. Die Firma Voith lieferte die Wandlergetriebe für die hydraulische Kraftübertragung. Für die Zugheizung und für die Drucklufterzeugung wurden zwei weitere Motoren in die Diesellok eingebaut.
Zweitakter. Im Gegensatz zur Reihe 2143, die über Viertaktmotoren verfügt, besitzen die 2043er einen Zweitaktmotor, der ihnen ein besonderes Motorengeräusch verleiht. Foto: (c)Archiv Posch
ÖBB-Reihe 2143
Auch die 2143 wurde wie schon die 2043 als leichte, universell einsetzbare Diesellok für den Einsatz auf nicht elektrifizierten Strecken gebaut. Angetrieben werden die Fahrzeuge durch einen 1.495 PS starken Zwölfzylinder-Viertaktmotor, der die Kraft über ein Voith Turbowendegetriebe auf die Antriebsachsen überträgt. Ab der 2143.034 wurden die Loks mit einer Vielfachsteuerung ausgestattet, die sogar einen Tandembetrieb ermöglichte. Sehr bald wurden die 2043 und die 2143 das Rückgrat der Zugförderung auf nicht elektrifizierten Strecken. Vier 2043er wurden sogar für den Einsatz auf der steirischen Erzbergbahn umgerüstet. Doch auch bei dieser interessanten Fahrzeuggeneration, die das Bild nicht nur auf Nebenbahnen prägte, begann der Stern in den 1990er- Jahren zu sinken. Technisch traten immer mehr Probleme in puncto Ölverlust auf. Man peilte damals einen Motorentausch an, der in jeweils einem Fahrzeug einer jeder Type realisiert und auf Jahre getestet wurde.
Personenverkehr. Vor Personenzügen waren sie während ihrer Haupteinsatzzeit seit der Ablieferung bis etwa 2003 nicht weg zu denken. Foto: (c)Archiv Posch
Die Ablöse steht vor der Tür
Ende der 1990er-Jahre wurde aber eine Grundsatzentscheidung getroffen: Es musste entweder die gesamte Lokflotte remotorisiert oder von einer Nachfolgegeneration ersetzt werden. Die Entscheidung fiel letztlich auf die Beschaffung einer dieselelektrischen Neubaulokomotive, von der 100 Stück an die ÖBB geliefert wurden. Dennoch sind die 2043 und die 2143 noch immer nicht vom täglichen Bahnbetrieb wegzudenken. Freilich sind die Fahrzeuge heute hauptsächlich in untergeordneten Diensten, wie zum Beispiel vor Bauzügen, zu finden. Besonders die 2143 wird aber aufgrund ihrer Vielfachsteuerung noch immer im Güterverkehr im Osten Österreichs bei Bedarf eingesetzt. Einige 2143er erlangten übrigens bei einer österreichischen Baufirma ein zweites Leben als Bauzuglokomotiven. Eine ganze Reihe von abgestellten Fahrzeugen wurde von einem Eisenbahnverkehrsunternehmen in Rumänien erworben, das dort die Fahrzeuge nach einer Modernisierung gerne weiterhin einsetzen würde. Aber auch museal werden einige Loks dieser Generation erhalten.
Infobox
Diesellok-Reihe 2043 (2143)
Leistung: 1.104 kW (1.115 kW)
Höchstgeschwindigkeit: 100 bzw. 110 km/h
Gewicht: 68 t (65 t)
Länge: 15,76 m
Achsfolge: B’B‘
Stückzahl: 77
Baujahre: 1964–1977