In der Zwischenkriegszeit entstand mit der BBÖ-Reihe 378, der späteren Baureihe 93, eine besonders brauchbare und universell einsetzbare Lokalbahntype.
Sie brachte einen gehörigen Modernisierungsschub auf die zahlreichen Lokalbahnstrecken und blieb bis über das Ende der Dampftraktion bei uns im Einsatz!
Die nach dem Ersten Weltkrieg neu entstandenen BBÖ verfügten in ihren ersten Betriebsjahren über einen bunt „zusammengewürfelten“ Fuhrpark verschiedenster Dampflokomotivbaureihen. Diese mehr oder weniger brauchbaren Loks waren lange Jahre das Rückgrat der Zugförderung mit Dampflokomotiven. Besonders die vielen Lokalbahnen litten unter dem zunehmenden Druck des stark zunehmenden Straßenverkehrs. Neue Fahrzeuge mussten daher dringend beschafft werden. Doch der schwache Oberbau vieler Bahnstrecken verlangte nach einer leichten und besonders leis-tungsfähigen Dampflokomotive.
Die BBÖ beauftragte die Lokomotivfabrik Floridsdorf mit der Entwicklung einer modernen, vierfach gekuppelten Lokalbahnlokomotive mit je einer Vor- und Nachlaufachse. Bereits 1927 verließ mit der 378.01 die erste der insgesamt 167 Fahrzeuge umfassenden Baureihe das Werk. Aus der 378 wurde zeitgleich eine laufachsenlose Variante, die 478, entwickelt. Letztere wurde in insgesamt 50 Exemplaren für den Bahnhofsverschub ab 1926 gebaut.
Moderne Lokalbahnloks
Die 378 war von Beginn an eine sehr zuverlässige Lok. Der Serie von 167 Fahrzeugen gingen übrigens keine Prototypfahrzeuge voraus. Sehr schnell erwiesen sich die mit Lentz-Ventilsteuerung ausgerüsteten Lokomotiven als sehr brauchbar und verdrängten im Lokalbahnbetrieb zunehmend ältere Baureihen. Die Treib- und Laufräder vieler Loks waren übrigens sehr auffällig gestaltet: Die charakteristischen Vollgussräder kamen nur bei wenigen österreichischen Dampflokomotivbaureihen zum Einsatz. Die jüngeren Fahrzeuge der bis 1931 gebauten 378er wurden wieder mit Speichenrädern ausgestattet. Zusätzlich zur BBÖ beschafften die Wiener Lokalbahn (1944) eine und die tschechische Staatsbahn 25 (1941) modifizierte Fahrzeuge dieser sehr gelungenen Konstruktion. Im Zweiten Weltkrieg wurde mit der Übernahme der BBÖ durch die Deutsche Reichsbahn aus der Reihe 378 die DRB-Reihe 93.13. Die DRB besaß ihrerseits ebenfalls 1’D1’-Baureihen der Reihe 93.0-4 und 93.5-12 (preußische T 14, preußische und württembergische T 14.1). Daher wurden die Loks als 93.1301 ff. bezeichnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg verblieben 128 Lokomotiven bei uns, 28 gingen an die jugoslawische Staatseisenbahn und 11 mussten als Kriegsverluste aus den Büchern gestrichen werden. Trotz fortschreitender Elektrifizierung in Österreich hielten sich die 93er sehr hartnäckig bis in unsere Tage herauf. Als 1976 der Dampfbetrieb in Österreich sein Ende fand, waren neben den Kriegsloks der Reihe 52 die 93er die letzten einsatzfähigen Dampflokomotiven (wenn man von den Zahnradlokomotiven der Erzbergbahn absieht). Die letzten Loks wurden bei uns erst 1982, nach Auflösung der sogenannten strategischen Reserve, ausgemustert. Die Nostalgiebahnen in Kärnten setzen mit der 93.1332 eine mit Giesl-Flachejektor ein, der den Loks eine um bis zu 30 % höhere Leistung bei geringerem Kohlenverbrauch bescherte. Die 93.1378 vom schweizerischen Verein Eurovapor wurde in den Ablieferungszustand versetzt. Weitere Lokomotiven werden von der ÖGEG und von B&B sowie anderen Vereinen der Nachwelt, zum Teil sogar betriebsfähig, erhalten.
ÖBB-Reihe 93
Baujahre: 1927–1931
Stückzahl: 167
Achsfolge: 1‘D1‘ h2t
Leistung: 700 PS
Höchstgeschwindigkeit: 60 km/h
Dienstgewicht: 66 t