Balkanromantik. Auf historischen Spuren mit der Dampflok durch Bosnien-Herzegowina. Eine Reportage über ein Eisenbahnabenteuer.
Auf zwei Schmalspurbahnen in Serbien und Bosnien kann man auch heute noch den Dampfbetrieb hautnah erleben. Während die wiederaufgebaute Schmalspurbahn zwischen Višegrad und Šargan-Vitasi einen wahren Publikumsmagneten darstellt, ist die Kohlenbahn in Banovi´ci in unseren Breitengraden eher weniger bekannt. Zwölf Abenteurer waren gemeinsam mit dem Reiseanbieter Balkanromantik Anfang Juni auf Spurensuche unterwegs. Pünktlich um acht Uhr wurde die 83-052, eine Vertreterin der am meisten gebauten Dampflokomotive auf 760-Millimeter-Spur, der sogenannten Bosnien-Spur, im Bahnhof von Mokra Gora in Serbien bereitgestellt. Stilecht vor einem historisch authentischen Dreiwagenzug sollte es am ersten Tag über die „Šarganska Osmica“, die „Šarganer Acht“ bis nach Šargan-Vitasi und wieder zurück gehen. Zahlreiche Fotohalte waren geplant, nur das Wetter spielte anfangs nicht so recht mit. Dennoch zeigte die leistungsstarke, 1926 bei Jung gebaute Dampflok, was in ihr steckt. Am zweiten Tag sollte es ins nahe gelegene Višegrad nach Bosnien gehen. Dragan Jovanovi ´c, unser unermüdlicher Reiseführer und Geschäftsführer von Balkanromantik, setzte alle Hebel und Wege in Bewegung, um das Ziel, die Weltkulturerbe- Brücke über die Drina, zu erreichen, was auch gelang.
Gebirgsstrecke am Šargan
1902 begann die Donaumonarchie mit dem Bau der bosnischen Ostbahn von Sarajevo ostwärts über Me ¯ de ¯ da in Richtung Uvac bzw. Višegrad und weiter bis nach Vardište an der serbischen Grenze. Auch jenseits der Grenzen wurden schmalspurige Bahnstrecken bis nach Užice errichtet. Der Bau des rund 57,8 km langen Zwischenstückes wurde zwar noch von österreichischen Ingenieuren geplant, konnte aber aufgrund des Verlaufs des Ersten Weltkrieges nicht mehr vollendet werden. Erst am 2. Februar 1925 dampfte der erste offizielle Zug über die Bergstrecke. Damit war die schmalspurige Bahnverbindung von Belgrad nach Sarajevo komplettiert, und auch diese Gegend wurde von der Eisenbahn erschlossen. Jedoch nach nicht einmal 50 Jahren Bahnbetrieb war es damit auch schon wieder vorbei. Das moderne Jugoslawien unter Titos Führung forcierte den Bau von umfangreichen Normalspurbahnen. Und auch Kraftwerksbauten stand die Schmalspurbahn buchstäblich im Weg. Der Betrieb wurde eingestellt, vorhandene Lokomotiven verschrottet oder als Denkmale aufgestellt und Betriebsgebäude verkauft. Die Gleisanlagen blieben aber noch ein Jahrzehnt liegen und wurden erst Mitte der 1980er-Jahre entfernt. Die verbliebenen Trassen wurden dem Verfall preisgegeben, teilweise von Stauseen überschwemmt oder dienten als Feldwege der Landwirtschaft.
Wiederaufbau der Bahn
Mitte der 1990er-Jahre stolperten EnthusiastInnen über die alte verfallene Bahntrasse und fanden in den Anliegergemeinden und auch im Management der Serbischen Eisenbahnen wichtige UnterstützerInnen für den Wiederaufbau der alten Schmalspurbahn. Die Idee zur Wiederinbetriebnahme für touristische Zwecke war geboren. Nach der Bereitstellung der finanziellen Mittel begannen die Serbischen Eisenbahnen mit Armeeunterstützung mit der Freimachung der Bahnstrecke. Von Bombenangriffen verschont wurde der erste Abschnitt der künftigen Museumsbahn zwischen Mokra Gora und Jatare am 30. August 2003 eröffnet. Die bei Sinvoz in Zrenjanin revitalisierte 83-173 hatte die Ehre, die ersten Züge über die wiedererstandene Schmalspurbahn zu ziehen. Schrittweise erfolgte die Wiederinbetriebnahme der gesamten Bergstrecke bis nach Šargan-Vitasi und 2010 bis nach Višegrad in Bosnien.
(c) ÖBB/Posch Bosnische Ostbahn. Im Tal der Rzav schlängelt sich der letzte in Betrieb verbliebene Teil der bosnischen Ostbahn von Višegrad nach Vardište, der Grenze zwischen Bosnien und Serbien. Der weitgehend historische Schnellzug wurde mit dem Bus verfolgt; zahlreiche Scheinanfahrten inklusive
Die Kohlenbahn in Banovići
Gebaut wurde sie einst, um die Abfuhr von Braunkohle zu organisieren. In der Bezirkshauptstadt Tuzla wird diese für ein großes Kraftwerk benötigt und von mehreren Kohlenzechen zugeführt. Zusätzlich zu vier Diesellokomotiven halten die Kumpel in Banovi´ci auch mehrere Dampflokomotiven in Bereitschaft, um bei Ausfall der modernen Traktion sofort wieder auf Dampfbetrieb umstellen zu können. Seit dem Ende des Bürgerkriegs hat sich der Dampfbetrieb in Banovi´ci im Gegensatz zu vielen anderen Betrieben in Bosnien gehalten. Mehr noch, in den letzten Jahren entwickelte sich hier ein kleiner, aber feiner Tourismusbetrieb, der auf den letzten Dampflokomotiven im Planeinsatz aufbaut.
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