In der Werkstatt von Helmut Jarosch entstehen maßstabgetreue Eisenbahnmodelle, die mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks auf den Schienen der internationalen Spurweite 5 unterwegs sind. Wäre es nach dem Wunsch seiner Mutter gegangen, hätte Helmut Jarosch nach der Matura ein Medizin- oder ein Pharmaziestudium absolviert. Doch damit wollte sich der mittlerweile 52-jährige Innsbrucker und Vater von zwei erwachsenen Söhnen in jungen Jahren gar nicht so recht anfreunden. Interessierte er sich doch schon von frühester Jugend an für alles, was mit Technik, insbesondere mit der Eisenbahn zu tun hatte. Nach einigen familieninternen Diskussionen folgte schließlich nach vier Jahren Gymnasium der Wechsel in die HTL für Maschinenbau in Jenbach. Die technische Ausbildung in Jenbach war natürlich keineswegs zufällig gewählt.
„Der Grund, dass ich mich damals für diese Schule entschieden habe, lag darin, dass ich mit dem Zug zur Schule fahren konnte. Die Lok war eine 1044-Erstserie und die Waggons waren drei Reisezugwagen der Jenbacher Klasse“, lacht Helmut Jarosch.
Aktuell arbeitet Helmut Jarosch an einer Nachbildung der englischen Loktype GWR (Great Western Railways) 1509 (c)ÖBB/Kapferer
Lang gehegter Traum
Nach der Matura im Jahr 1984 war der ersehnte Berufswunsch Triebfahrzeugführer bei den ÖBB, doch damals war noch eine Lehrabschlussprüfung als Maschinenschlosser bzw. in einem elektrotechnischen Beruf Voraussetzung. Nach zwei Jahren in der Privatwirtschaft erfüllte sich für Helmut Jarosch mit der Fahrdienstleiterausbildung bei den ÖBB endlich ein lang gehegter Traum. Bis Ende 2005 sorgte der sympathische Kollege, der für ÖBB auch gerne die Bezeichnung „Österreichs Bester Betrieb“ verwendet, in insgesamt 25 Bahnhöfen für eine sichere Abwicklung des Bahnbetriebes.
Mit Jahreswechsel 2005/06 erfolgte ein beruflicher Wechsel vom Fahrdienstleiter zur damals neu gegründeten technischen Überwachung (TUE). Derzeit ist Helmut Jarosch im Stab Betriebsleitung-QSU (Qualität, Sicherheit und Umwelt) in der Betriebsaufsicht für die Region West tätig. Die Eisenbahn lässt den ÖBB-Kollegen natürlich auch in seiner Freizeit nicht los. Gemeinsam mit einem Kollegen teilt sich Helmut Jarosch eine eigene Werkstatt in Innsbruck, in der detailgetreue Lokomotiven und Waggons im Maßstab 1:11 fachgerecht konstruiert und im Anschluss daran mit viel Liebe zum Detail gebaut werden.
Alles Einzelstücke: Außer den Zylindern und den Rädern, die als Rohteile zugekauft wurden, stellt Helmut Jarosch sämtliche Einzelteile in Handarbeit her (c)ÖBB/Kapferer
Detailgetreuer Nachbau
„Aktuell arbeite ich an einer detailgetreuen Nachbildung der englischen Loktype GWR (Great Western Railways) 1509. Dieser Loktyp wurde beim Vorbild ab dem Jahr 1950 als Verschublokomotive in Stahlwerken (hauptsächlich im Großraum Wales) eingesetzt. Den Plan habe ich in England bestellt und metrisch von Inch in unseren Maßstab umgerechnet“, erklärt der ÖBB -Kollege stolz.
Der Grund für den Bau dieser Lok ist, dass Helmut Jarosch dadurch Übung für die nächste Lok bekommt. Dieses Modell soll detailgetreu nach den Plänen der österreichischen Südbahngesellschaft entstehen und entspricht der österreichischen Reihe 629 bzw. 77 bei den ÖBB.
Der Kupferkessel baut einen Druck von 6,5 Bar auf
Doch bevor es so weit ist, wieder zurück zur Great Western Railways 1509. Diese Lok ist ein Dreikuppler (drei gekuppelte Achsen) mit einer Rundschiebersteuerung als Besonderheit und natürlich mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks voll funktionstüchtig. Bei einer Länge von 90 cm bringt das Modell ein stattliches Gewicht von 52 Kilogramm auf die Waage. Die Spurweite beträgt 127 Millimeter beim Maßstab 1:11. Bisher hat Helmut Jarosch mehrere Tausend Arbeitsstunden in das Modell investiert. „Das Wichtigste bei diesem Hobby ist viel Ausdauer. Nur die Zylinder und die Räder wurden als Rohteile zugekauft. Sämtliche anderen Komponenten der Lok, wie Schrauben, Blechteile, Treibstangen und Kuppelstangen, wurden von mir in Handarbeit angefertigt“, erklärt der versierte Modellbauer stolz. In den nächsten Wochen startet mit der Lackierung des Modells die finale Phase. Belohnt wird Helmut Jarosch, wenn die fertige Lok auf Ausstellungen die bewundernden Blicke der BesucherInnen auf sich zieht oder auf den Schienen befreundeter Vereinsanlagen unterwegs ist. Der selbst gebaute Kupferkessel baut immerhin einen Druck von 6,5 Bar auf. Das reicht locker aus, um mehrere erwachsene Menschen über die Schienen der Spurweite 5 zu ziehen. Interesse an dem außergewöhnlichen Modell im Maßstab 1 : 11 gibt es jetzt schon mehr als genug. Eisenbahnfans haben dem ÖBB-Kollegen bereits lukrative Kaufangebote im fünfstelligen Bereich unterbreitet. Doch ebenso wie alle anderen Modelle, die der ÖBB-Kollege bisher gebaut hat und auch künftig noch bauen wird, ist auch die GWR 1509 unverkäuflich.
Bei einer Länge von 90 cm bringt das Modell ein stattliches Gewicht von 52 Kilogramm auf die Waage. Die Spurweite beträgt 127 Millimeter beim Maßstab 1 : 11 (c)ÖBB/Kapferer