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Wenn Billy Bahn fährt

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Billy ist in vielen Wohnungen zu Hause. Anhand des wohl bekanntesten Regal der Welt wollen wir zeigen, wie Billy vom Lager in Wels in ein Einrichtungshaus in der Schweizer Stadt Dietikon gelangt, wo es darauf wartet, von einem Kunden adoptiert zu werden.

Es ist 7 Uhr in der Früh: Billy verlässt seine gewohnte Umgebung im Lager von Ikea bei Wels in einem Sattelzug der Speditionsfirma. Diese hat sich mittlerweile sogar selbst mit einem Büro am Terminal angesiedelt, um näher am Puls der Züge zu sein. Der Lkw bringt Billy in den Terminal Wels, wo er in einem Sattelauflieger zwischengelagert wird. Nach erfolgter Disposition – kurz gesagt, wo kommt was hin, um die meisten Ladeeinheiten unterzubringen – wird dieser mit einem terminaleigenen Truck in die Ladestraße gezogen. An dieser Stelle übernimmt das bestens ausgebildete TSA-Ladepersonal den Sattelauflieger und hebt ihn mit einem Containerkran auf einen vorbereiteten Taschenwagen. Der Platzmeister kontrolliert die ordnungsgemäße Verladung und erteilt mittels mobiler Daten- übertragung die Freigabe an den Disponenten. Während der Sattelauflieger für den Zug reisefertig gemacht wird, holt die Lkw-Zugmaschine der Spedition bereits die nächste Sendung für einen Schienentransport ab. Billy fährt natürlich in Gesellschaft. Insgesamt reisen er und seine Kollegen in 13 Doppeltaschenwagen, mit denen 26 Sattelauflieger pro Zug befördert werden können, fünfmal pro Woche nach Dietikon.

Terminal Wels_C_OeBB_Lukas Beck

Vorausgeplant

Die Zugfahrt selbst ist schon von langer Hand als Regelzugtrasse vorbereitet. Es gibt daher für Billy einen fixen Fahrplan mit fixen Zeiten. Wie aber kommt dieser zustande? Besagte Speditionsfirma beauftragt einen Operator, den Transport zu organisieren. Der Operator, hier ist es Rail Cargo Operator Austria, vergibt einen Beförderungsauftrag an ein Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU). Er organisiert bei diesem auch die Waggons und übermittelt die einzelnen Versandaufträge für den gesamten Zug an den Terminal. Das EVU wiederum bestellt bei den Trassenplanungsstellen der jeweiligen Bahnen – in unserem Fall der ÖBB-Infrastruktur und SBB-Infrastruktur. Jetzt kommt Netzzugang ins Spiel: Sobald ein EVU vom Operator den Beförderungsauftrag für Billy erhalten hat, kontaktiert es das Kundenbetreuungsteam von Netzzugang.

Kurzfristig geht auch

Soll ein Transport von Billy kurzfristig erfolgen, zum Beispiel in einem Sonderzug, läuft dieser so ab: Das Team von Netzzugang sucht gemeinsam mit dem EVU den schnellsten, günstigsten Beförderungsweg zum Zielort. Der jeweilige NZ-Kundenbetreuer prüft alle Einflussfaktoren, damit die Reise von Billy bestmöglich abläuft. Mögliche Beförderungseinschränkungen wie Baustellen, betriebliche Vorgaben, Streckensperren und so weiter müssen ebenso beachtet werden wie die gesetzlichen Zuweisungsregeln zur Vergabe von Trassenrestkapazitäten. All dies prüfen die KundenbetreuerInnen rasch und genau. Danach übermitteln sie dem EVU ein Angebot für Billys Zugtrasse.

Grenzenlos

Zusätzlich werden im Zuge des One-Stop-Shop-(OSS-)Gedankens bei dieser Bestellinformation bereits auch mögliche Grenzübergabezeiten mit dem ausländischen Schienennetzbetreiber überprüft und abgeglichen. Weil dadurch länderübergreifend eine durchgängig konzipierte Beförderungstrasse bis zum Zielbahnhof in der Schweiz gefunden wird, ermöglicht dies Billy eine Reise ohne Zeitverluste bis zum Ziel.

Signale auf Grün

Nun ist alles gut vorbereitet. Das EVU hat die benötigten Informationen und bestellt jetzt ganz offiziell für Billy zum beabsichtigten Zeitpunkt im NZ-OnlineAuftragsbestellsystem M-AMA die für die Beförderung gewünschte Schienentrasse. Im nächsten Schritt nehmen die Trassenmanager bei Netzzugang auf Basis dieser exakten Bestellinformationen den Feinschliff für die Trassenvergabe vor. Sie prüfen final, ob sich zwischenzeitig wichtige Veränderungen (Sperren, Baustellen…) ergeben haben, die für Billy eventuell eine andere, längere Streckenführung bedeuten könnten. Sobald sie alle Faktoren kritisch kontrolliert haben, fixieren sie im Fahrplankonstruktionssystem Roman-D die Trasse. Über das Bestellsystem M-AMA weisen sie dem anfragenden EVU dann die Trasse verbindlich zu. Jetzt stehen für Billys Schienenreise alle Signale auf Grün.

Neues Zuhause

Von der Abfahrt im Terminal Wels bis zur Ankunft im Zielbahnhof Dietikon läuft für Billy nun alles auf Schiene! Letztendlich bleibt Billy nur noch der Weg ins Ikea Einrichtungshaus und von dort an seinen endgültigen Bestimmungsort, das Wohnzimmer im gemütlichen Zuhause. Aber das ist eine andere Geschichte …

Trasse ist nicht gleich Trasse:

Bedarfstrasse – ist eine im Schienennetz der ÖBB-Infrastruktur reservierte Fahrwegkapazität (Trasse), die von jedem EVU kurzfristig buchbar ist

Regeltrasse – ist eine im Schienennetz der ÖBB-Infrastruktur im Zuge eines Planungsverfahrens bereits langfristig angemeldete Fahrwegkapazität samt der von Netzzugang einem EVU verbindlich zugesagten Nutzung

Sonderzugtrasse – ist eine im Schienennetz der ÖBB-Infrastruktur einem EVU kurzfristig auf Basis von Restplatzkapazitäten zur Verfügung gestellte Fahrwegkapazität


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