Mit seinen Ideen hat er viele Arbeitsschritte viel einfacher gemacht. Mehr als hundert Vorrichtungen und Hilfsmittel hat er bereits entwickelt und gebaut. Für uns hat er aus dem Nähkästchen geplaudert.
Ihn kennt man eigentlich nur im Arbeitsoverall. Wolfgang Amann ist nicht nur Eisenbahner mit Leib und Seele, er hat auch eine ausgeprägte Leidenschaft für Technik. Und für das Lösen kniffliger Probleme. Seit mehr als dreißig Jahren ist der gelernte Maschinenschlosser nun schon in der Bludenzer Werkstätte tätig. Er hat viele Fahrzeugtypen kommen und gehen gesehen. Egal, ob Dieselloks, Elektrotriebwagen oder Güterwagen. Was aber all die Jahre gleich geblieben ist: konstruktionsbedingte Schwachstellen, die das Arbeiten an den Fahrzeugen ziemlich mühsam machen können. „Ich frage mich immer wieder: Wer hat sich so eine Konstruktion einfallen lassen?“, sagt Wolfgang Amann und runzelt die Stirn.
„Speziell bei modernen Fahrzeugen hat man immer weniger Platz, was das Reparieren mit normalen Werkzeugen teilweise sehr schwierig macht.“
Für den 54-jährigen Vorarlberger ist das aber kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Ganz im Gegenteil: Diese Situationen sind ein großer Ansporn, praxistaugliche und leicht anwendbare Lösungen zu entwickeln.
Folterkammern und Metallcollagen
Seine Ideen füllen in Bludenz mittlerweile ganze Werkzeugkästen. Mehr als hundert Vorrichtungen und Hilfsmittel hat er inzwischen gebaut. Manche sehen aus wie Teile einer mittelalterlichen Folterkammer. Andere wiederum ähneln kunstvollen Metallcollagen. Aber eines haben sie gemeinsam: Sie erleichtern den Bludenzer Teams das Arbeiten enorm. Beginnt er einmal zu erzählen, ist Wolfgang Amann nur schwer einzubremsen. Zahlen, Fakten und Details rattert er auf Knopfdruck herunter. Aus dem Gedächtnis, ohne nachzublättern. Klauenschlüssel, Kugelgelenk, Feingewinde, Hutmutter – seine Berichte sind gespickt mit technischen Fachausdrücken. Für Laien ist das oft genauso verständlich wie für Nichtsportler die Abseitsregel beim Fußball. Doch nimmt man eines seiner Werkzeuge in die Hand und schaut sich die Situation direkt am Fahrzeug an, wird mit einem Schlag klar, was er meint. Und wie das funktioniert. Zahlreiche seiner Vorschläge sind prämiert worden, die erste vor exakt 32 Jahren. „Die vierzig Kilo schwere Abdeckung der Gummiringfedern der Tiefzuganlenkung der 1144er-Loks ist beim Ausbau meist auf das darunterliegende Rundgewinde geplumpst, wodurch dieses Gewinde mühsam mit einer Feile wieder repariert werden musste. Ich habe mir einfach überlegt, wie man dieses Problem verhindern könnte“, sagt Wolfgang Amann.
Schweißen, Schrauben, Schleifen
Seit damals ist kaum ein Jahr vergangen, in dem nicht ähnlich gute Ideen von ihm ausgezeichnet worden sind. Wird in Bludenz ein Problem entdeckt, schlägt seine Stunde. Dann schweißt, schraubt und schleift Wolfgang Amann so lange, bis das Teil perfekt passt und einfach anzuwenden ist. Konstruktionszeichnungen braucht er dafür nicht. Höchstens ab und zu kleine Skizzen. Den Rest hat er im Kopf. Rückschläge werfen ihn nicht aus der Bahn, Wolfgang Amann ist keiner, der so leicht aufgibt.
„Egal, ob Hydraulik, Mechanik oder Elektronik – die Werkstätte ist mein Wohnzimmer“, schmunzelt Amann.
Denn auch privat ist er immer am Tüfteln. So werkt er schon seit gut zwanzig Jahren an einem funkferngesteuerten Betonmischer im Maßstab 1 : 8. Was dabei besonders sein soll? Amann hat jedes Detail, von den Achsgetrieben bis hin zur Hydrauliksteuerung des Betonmischers,selbst entwickelt und auch selbst gebaut Seine dabei entwickelte Technologie für das Betonmischen hat in der Branche für großes Aufsehen gesorgt und sollte eigentlich zu einem weltweiten Patent angemeldet werden. Die 100.000 Euro, die das kostet, waren dem Tüftler dann aber doch zu viel. Egal, wie groß oder klein eine Idee sein mag. Ein Punkt ist für ihn unverzichtbar: „Anerkennung für sein Engagement tut immer gut“, sagt Amann. „Daher hoffe ich, dass die neue Ideenwerkstatt hält, was sie verspricht.“ Spricht‘s und verabschiedet sich höflich wieder in seine Werkstätte. Schließlich wartet dort ja noch eine Menge Arbeit auf ihn.