Auch wenn bei den Technischen Services noch die Männer dominieren, wagen immer mehr Frauen den Sprung in einen technischen Beruf. Wir haben mit drei von ihnen gesprochen und sie gefragt, warum sie sich gegen einen typischen Frauenjob entschieden haben.
Es riecht nach Öl und Metall. Es ist ein bisschen düster und trägt man keine Sicherheitsschuhe, kann sich schon mal ein zentimeterlanger Metallspan durch den Schuh bohren. Auf den ersten Blick sieht es im Bauch der Unterflurdrehmaschine in Salzburg wenig einladend aus.
Christina ist dennoch happy. Die 21-jährige Salzburgerin ist die einzige Frau, die tonnenschweren Lokomotiven und Waggons ein neues Profil verpasst.
Keine Berührungsängste in einer Männerdomäne
Seit rund eineinhalb Jahren arbeitet die gelernte Maschinenbautechnikerin in Salzburg. Eineinhalb Jahre, in denen sie nicht nur Durchmesser der Radsätze sämtlicher ÖBB-Fahrzeuge aufgesogen hat, sondern auch das Verschieben und zentimetergenaue Positionieren der Loks auf der Maschine. Messblätter studieren, Radsätze vermessen, Durchmesser ermitteln. Präzision ist hier das Um und Auf. „Nach jedem Überdrehen untersuchen wir den Radsatz mit einer Taschenlampe auch noch auf etwaige Schäden“, sagt Christina. „Fehler kann ich mir nicht erlauben. Schließlich trage ich mit meiner Unterschrift die Verantwortung für die Räder.“
Zur Technik ist sie aus simplen Gründen gekommen. „Ich will in meinem Job etwas bewegen“, sagt sie. „Und es ist wirklich cool, an dieser riesigen Maschine zu arbeiten.“
Berührungsängste in einer offensichtlichen Männerdomäne hat sie nicht. Auch das Bedienen der Unterflurdrehbank ist kein Problem. Und dass mit diesem Job ein Schichtdienst verknüpft ist, stört sie nicht. Ganz im Gegenteil. „Bei der Spätschicht kann ich mich vorher wenigstens ausschlafen“, schmunzelt Christina.
Vielleicht kommt für sie später einmal ein Bürojob infrage. Derzeit ist Christina mit ihrem Job aber rundum zufrieden:
„Mir ist wichtig, dass mir die Arbeit taugt. Und mir taugt’s da.“
Arbeitstag startet Punkt sechs Uhr
Einen Steinwurf entfernt stehen im Rundschuppen die Lokomotiven Schulter an Schulter. Mitten drinnen kümmert sich Sandra darum, dass die Loks rasch wieder die Werkstätte verlassen. Sie ist eine von gerade einmal zwei Frauen, die an den roten Taurus-Bullen Frist-Ausbesserungen machen dürfen.
„Ich fühle mich hier pudelwohl“, sagt Sandra. „Das Arbeiten mit lauter Männern ist für mich okay. Ich kenne zudem ja auch nichts anderes.“
Zupacken ist sie gewöhnt. Auch beim Hausbau hat sie daheim fest mitgeholfen. „Ich habe die Wände von meinem Zimmer selbst gemauert“, sagt die 22-Jährige.
Punkt sechs Uhr beginnt ihr Arbeitstag mit der Arbeitsverteilung. Revisionen, Umbauten, Reparaturen oder Fehlersuche – selten lassen sich ihre Tage vorherplanen. „Die Vielfalt der Arbeiten macht meinen Job zwar herausfordernd, aber gleichzeitig auch umso interessanter“, sagt sie. „Eine Fehlersuche kann zwar schon ziemlich knifflig sein, aber dafür lernst du dabei viel mehr als auf jeder Schulung.“
In ihrem Freundeskreis ist ihr Beruf auch immer wieder Thema. „Klar reden wir auch über unsere Jobs. Meine Freunde finden es ziemlich cool, was ich mache“, sagt Sandra und lächelt. „Einige wollten mich sogar auf meinen Hilfszugeinsätzen begleiten, aber das ist leider nicht möglich. Sie müssen sich schon mit dem begnügen, was ich ihnen erzähle.“
Ihren Entschluss, eine technische Laufbahn einzuschlagen, hat sie noch keine Sekunde bereut. Ganz im Gegenteil. Sie denkt bereits an den nächsten Schritt. „Ein Job als Produktionslogistikerin reizt mich sehr. Denn hier kommt zur Technik noch die ganze Planung dazu. Das finde ich total spannend.“
Ist ihr Arbeitstag vorbei, freut sich die junge Salzburgerin vor allem auf zweierlei: gutes Essen und ihre Freunde. „Ich halte es alleine keine fünf Minuten aus“, lacht sie. Und auch mit ihren Freunden schraubt sie fleißig herum. Allerdings an Autos.
Autos und Legosteine statt Barbiepuppen
Ein zartes Mädchen streckt sich, zieht aus der Hosentasche einen Vierkantschlüssel heraus und öffnet routiniert eine Türabdeckplatte. Alltäglich in der Werkstätte Wien West. Martina ist Türenspezialistin und ausgebildete Alu-Schweißerin im dortigen Reisezugwagenteam. Ein typischer Mädchenberuf stand für die 22-jährige Wienerin nie zur Debatte. „Ich bin wahrscheinlich ein verpatzter Bub“, sagt Martina und lacht. „Ich habe als Kind auch lieber mit Autos und Lego gespielt als mit einer Barbiepuppe.“
Die gelernte Maschinenbautechnikerin, während ihrer Lehre sogar Jahrgangsbeste, hat bereits damals bei einem Schweißwettbewerb mitgemacht. Mittlerweile hat sie auch sämtliche Schulungen für Türen, Sommerpakete, Bremsen und Grundlagen für Klimaanlagen absolviert.
Eine bevorzugte Behandlung lehnt sie ab, denn „das würde unser gutes Arbeitsklima nur stören“. Die Zusammenarbeit im Team klappt reibungslos. „Es kann schon einmal vorkommen, dass eine Schraube zu fest sitzt“, sagt Martina. „Aber dann ist immer ein Kollege bereit und hilft mir.“
Dass sich niemand Frechheiten herausnimmt, hat vielleicht aber auch andere Gründe. Schließlich trainiert die junge Wienerin dreimal pro Woche Kick- und Thaiboxen und arbeitet zielstrebig daran, einmal im Ring zu stehen.
„Ich kann mir keinen besseren Job vorstellen“, sagt Martina, für die ein Arbeitstag dann erfolgreich war, wenn „alle Arbeitsaufträge erledigt sind, die Türprüfprotokolle ausgefüllt und die Arbeitspapiere vollständig abgegeben sind“.
Sie fühlt sich gut dabei, wenn sie weiß, dass ihre reparierten Türen ein kleiner Beitrag dazu sind, wenn ein Zug störungsfrei vom Wiener Westbahnhof abfährt. Dann kann die Tierliebhaberin, die zwei Katzen und einen Papagei besitzt, ihren Feierabend zufrieden mit Freunden ausklingen lassen.