In Wien steht der weltweit größte Klimakanal und wir waren zu Besuch. Warum? Weil unser neuer cityjet fertig ist und auf Herz und Nieren getestet wird bevor er auf die Schienen darf.
Aber was genau ist eigentlich ein Klimakanal und was passiert hier?
Das Rail Tec Arsenal im 21. Wiener Gemeindebezirk ist ein international tätiges, unabhängiges Forschungs- und Testinstitut für Fahrzeuge, die extremen klimatischen Umgebungsbedingungen ausgesetzt sind.
Das heißt, unser cityjet wird in Zukunft Regen, Schnee, Eis und Hitze ausgesetzt sein und damit euer Komfort und vor allem die Sicherheit und Zuverlässigkeit nicht leiden, wird vorab getestet, ob alles so funktioniert wie es soll.
Im Rail Tec Arsenal gibt es 2 verschiedene Klima-Wind-Kanäle, in denen die Fahrzeuge verschiedensten Tests unterzogen werden. Die Fahrzeuge werden auf alle möglichen Wettereinflüsse getestet und verschiedenen Witterungen (realistische Betriebsbedingungen – es kann jedes Wetter erzeugt werden) ausgesetzt.
Welche Simulationsmöglichkeiten gibt es?
- Wind
Geschwindigkeiten bis zu 300 km/h - Sonne
Strahlungsintensität bis zu 1000 W/m², Farbspektrum der Sonne, UV-Strahlung - Temperatur
von-45°C bis +60°C, Temperaturgradient von 10 K/h - Luftfeuchtigkeit
bei Temperaturen >10°C von 10% bis 98% - Regen
Stationäre Deckenberegnungsanlage, mobile Sprühgerüste und Düsen - Schnee
von Nassschnee bis zu trockenem Flugschnee über stationäre Deckenberegnungsanlage, mobile Sprühgerüste und Düsen - Eis
bei bis -45°C über stationäre Deckenberegnungsanlage, mobile Sprühgerüste und Düsen; Seit Herbst 2013 mittels Umbaumöglichkeit der Teststrecke in einen Vereisungs-Wind-Kanal. - Wolken
“Continuous maximum“ (Stratuswolken) und „Intermittent maximum“ (Cumuluswolken)
Für alle, die es ganz genau wissen möchten, hier geht’s zu den verschiedenen Testverfahren.
Vorbereitung
Aber noch bevor wir unseren cityjet mit diversen Klimaveränderungen „quälen“ konnten, musste er erst darauf vorbereitet werden, damit die Techniker aus dem Klimakanal die Daten auch richtig ablesen und interpretieren konnten.
“Bevor wir den cityjet in den Windkanal fahren und ihn bei jeder Temparatur testen konnten, mussten wir ihn 3 Wochen in der Vorbereitungshalle zärtlich behandeln und Luftmengen einstellen, Kanäle abdrosseln und die Einstellung für jeden Themaraturbereich wählen.”
sagt Thomas Hartmann, Flottenengineering, ÖBB-Technische Services GmbH
Hier ein paar Eindücke aus der Vorbereitungshalle:
Die Tests
Gestern war es dann so weit und der cityjet wurde Eis, Schnee, Wind und noch mehr ausgesetzt. Wir haben uns “todesmutig” in die -10 Grad kalte Halle gewagt, um euch einen Eindruck zu vermitteln:
Noch bis zum 09. März werden die Züge von A wie Außenlautsprecher bis Z wie Zugangstüren geprüft.
Facts zum cityjet
Der cityjet ist ein dreiteiliges Elektrotriebfahrzeug, das in der S-Bahn-Version über 244 Sitzplätze und in der Regionalbahnversion über 259 Sitzplätze pro Zug verfügt.
Jeder Sitz ist verstellbar und mit ergonomischen Kopfstützen, Armlehnen und einem ausklappbaren Laptop-Tisch ausgestattet. Die LED-Beleuchtung ist direkt auf die Sitzpositionen abgestimmt. Direkt unter der Gepäckablage befinden sich Steckdosen, Leselampen und Fensterrollos. Zur Fahrgastinformation befinden sich im cityjet bis zu 26 Zoll große Info-Screens, die die Fahrgäste mit aktuellen Informationen versorgen und bequeme Niederflureinstiege garantieren einen barrierefreien Zugang.
Der cityjet ist im Vergleich zum Talent pro Sitzplatz um 20 Kilogramm und im Vergleich zur Baureihe 4020 um ca. 130 Kilogramm pro Sitzplatz leichter und das bei einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h.
Eine lärmarme Vorheizanlage schützt die Anrainer, wenn der abgestellte Zug in der Nacht für die Fahrgäste aufgewärmt wird. CO2-Fühler stellen den Besetzungsgrad des Fahrzeuges fest und sorgen für eine umweltfreundliche Steuerung der redundanten Klimaanlage, ohne den Fahrgastkomfort zu beeinträchtigen. Die Triebfahrzeugführer werden durch technische Einrichtungen beim Energiesparen unterstützt.
Und wann kommen die cityjets?!
31 Züge sind für den S-Bahn-Verkehr in Wien und Niederösterreich vorgesehen, 35 Stück für den Regionalverkehr in Niederösterreich, 18 Stück für den Regionalverkehr in der Steiermark und 17 Stück den Regionalverkehr in für Oberösterreich.
Im Winter 2015 könnt ihr den neuen Zug erstmals benützen.
Wir werden ab Dezember 2015 monatlich bis zu fünf Züge übernehmen und in Dienst stellen. Im Jänner 2018 soll der vorläufig letzte Zug an uns gehen. Flexibilität für Einsätze in der noch ferneren Zukunft ist bereits eingeplant: Alle Züge erhalten eine uneingeschränkte Zulassung für Deutschland, sie entsprechen den neuesten europäischen Interoperabilitätsrichtlinien TSI der EU.
Sollten wir weitere Fahrzeuge für den Einsatz in der Schweiz oder Italien bestellen, muss die Fertigung der Züge nur minimal abgewandelt werden, um den Zulassungskriterien zu entsprechen. Um mehr Kapazität anbieten zu können, könnten wir die Züge auch um einen zusätzlichen Wagen verlängern und sie auf Strecken, wo die Bahnsteiglänge dies zulässt, einsetzen.
Gestern waren auch Vorstandsvorsitzender Christian Kern und Bundesminister Alois Stöger zu Besuch im Klimakanal und haben uns vor der Kamera erzählt wie ihnen der neue cityjet gefällt: