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Gutes Reiseklima

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Warum auch kurze Flüge lange dauern – und warum Greenpeace Klimaschutz-Experte Adam Pawloff lieber den Zug nimmt.

Klimaschutz – ein brisantes, hoch aktuelles Thema, bei dem neue Denkweisen und mutige Entscheidungen gefragt sind. Kaum jemand weiß das besser als Adam Pawloff, der als Umwelt-, Energie- und Klima-Experte bei Greenpeace Österreich an der vordersten Front steht, wenn es um klare Standpunkte und wirkungsvolle Maßnahmen in der internationalen Klimaschutzdiskussion geht. Dabei fordert er – z. B. auch Seite an Seite mit prominenten Klimaschutz-Aktivistinnen und -Aktivisten wie Greta Thunberg – konsequent die globale Verantwortung der Nationen und Konzerne ein: „Denn ohne geeignete politische Rahmenbedingungen werden wir die Klimakrise nicht in den Griff bekommen. Trotzdem kann auch jede und jeder einzelne etwas tun, um den persönlichen CO2-Fußabdruck zu reduzieren.”

Zeit ist relativ

Einer dieser entscheidenden Punkte, bei denen jeder das Thema Klimaschutz persönlich in die Hand nehmen kann – und das besonders effizient –, ist für Pawloff das Reisen, beruflich ebenso wie privat. Denn während aktuell z. B. das Verbot von Kurzstreckenflügen in Europa heiß diskutiert wird und die besonders klimaschädliche, hohe CO2-Emission von Flugzeugen speziell bei Start und Landung als erwiesene Tatsache gilt, hat er längst seine Entscheidung getroffen: Er nimmt den Zug, ohne Wenn und Aber – auch, wenn z. B. die Fahrt nach Bukarest zu einer Konferenz, auf der er sich gerade befindet, rund 19 Stunden dauert.

Eine Entscheidung, die auf den ersten Blick extrem anmutet, schließlich dauert der Businessflug auf der gleichen Strecke nur ca. eineinhalb Stunden. Doch Zeit ist relativ, wie Pawloff sagt, denn die reine Flugzeit ist eine täuschende Größe und keineswegs gleichbedeutend mit der kompletten Reisedauer: „Würde ich zum Beispiel von Wien nach Frankfurt fliegen, müsste ich zuerst zum Flughafen außerhalb der Stadt fahren, dort mindestens eine Stunde früher ankommen, einchecken und durch die Sicherheitskontrolle. Dann fliegen, ankommen und erst recht wieder in die Stadt fahren. Das dauert mindestens vier Stunden, wovon höchstens eine produktiv genutzt werden kann – sei es zum Arbeiten oder um entspannt ein Buch zu lesen”, rechnet der Klima-Experte überzeugend vor. „Die Bahnreise von Wien nach Frankfurt dauert mit sechseinhalb Stunden zwar insgesamt etwas länger, aber ich fahre mitten in der Stadt los, komme mitten in der Stadt an und habe die gesamte Reisedauer zur Verfügung, um produktiv zu arbeiten oder bequem zu entspannen, statt in Warteschlangen am Flughafen zu stehen oder im Taxi zu sitzen.” Noch relativer wird die Zeitdimension, wenn man nicht nur die Dauer, sondern auch die Qualität und das Gefühl der Reise in Betracht zieht, sagt Pawloff. „Beim Fliegen wird man in kurzer Zeit an einen anderen Ort katapultiert und hat oft das Gefühl, dass der Geist dem Körper nicht so schnell folgen kann.” Für einen Nachtzug-Routinier wie ihn ist etwa die Bahnreise nach Bukarest ein kleines Abenteuer: „Ich liebe es, abends in Wien zum Hauptbahnhof zu fahren, mit der freudigen Erwartung, am nächsten Tag in der Früh ganz woanders auszusteigen. Oft an Orten, an denen ich noch niemals war.”

 

©Mitja Kobal-Greenpeace

 

„Flugzeiten täuschen: Eineinhalb Stunden Flugzeit bedeuten trotzdem mindestens vier Stunden Reisezeit.“

Adam Pawloff

 

Ein weiteres Argument für das relaxte Reisen im Zugabteil: die Kommunikation und die spannenden Begegnungen mit Mitreisenden, die sich oft genug nicht nur als Zeitvertreib, sondern als persönliche, manchmal sogar als berufliche Bereicherung erweisen. „Irgendwie verleitet das Zugfahren doch viel eher dazu, dass Reisende miteinander ins Gespräch kommen”, sagt Pawloff. „Bei einer meiner letzten Dienstreisen nach Brüssel habe ich zufälligerweise ein Abteil mit zwei Klimaforschern geteilt. Wir haben uns stundenlang unterhalten, und ich habe dabei viel Neues auch für meine Arbeit erfahren. Solche Erfahrungen möchte ich auf meinen Reisen nicht missen – alleine schon deshalb wähle ich am liebsten die Bahn.”

 

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