… und was davor passiert, damit ein Fahrplan entsteht
Manche nennen die Überleitungsnacht vor dem Fahrplanwechsel im Dezember „Silvester der Eisenbahner“: Ein neues Fahrplanjahr beginnt. Währenddessen arbeiten unsere KollegInnen schon an zukünftigen Verbindungen. Wie entsteht ein Fahrplan? Wir holen einige der beteiligten Personen vor den Vorhang.
Meistens ist es dunkel und kalt, wenn Helmut Uttenthaler Anfang November den Zug nach Ostrava (Tschechien) nimmt. Wie jedes Jahr hat er Ideen und Konzepte im Gepäck, bei denen es eingefleischten EisenbahnerInnen warm um’s Herz wird: Denn Helmut ist gemeinsam mit dem Team Planung und seinen KollegInnen vom Linienmanagement des Fernverkehrs auf dem Weg zur europaweiten Konferenz aller Planerinnen und Planer. Sie tauschen sich aus, wie das Netz der internationalen Fernverkehrszüge in Zukunft aussehen soll. „Unsere Arbeit für den heurigen Fahrplanwechsel hat also schon vor mehreren Jahren begonnen“, lacht Helmut.
Kreative Idee
Am Anfang steht immer die kreative Idee: Wie können wir unser Netz noch besser ausbauen? Gemeinsam arbeiten viele KollegInnen daran, dass aus einer Strategie am Ende ein fertiger und mit zufriedenen KundInnen gefüllter Zug wird. „Zwischen Idee und Umsetzung eines Fernverkehrszuges liegt ein gewaltiges Stück Arbeit“, schildert Norman Kellermann, Fachbereichsleiter des Linienmanagements im Fernverkehr. „Wir wollen den integrierten Taktfahrplan für Österreich umsetzen und unser internationales Netzwerk ausbauen.“
Austausch
Aus einer Idee erarbeiten unsere FernverkehrsplanerInnen Konzepte, die unter anderem durch den Austausch in bilateralen Meetings und Konferenzen weiterentwickelt werden. Hier muss die langfristige Angebotsplanung der ÖBB mit Partnern besprochen und bis ins Detail durchdacht werden – oft eine Knobelaufgabe, schildert Produktionsplaner Norbert Schmied diesen Teil der Fahrplanerstellung. So auch jeden Herbst in Ostrava, wenn PlanerInnen aus ganz Mittel- und Osteuropa zusammenkommen – denn ohne Abstimmung geht gar nichts!
Nah- und Fernverkehr abstimmen
Genauso wichtig ist auch die Abstimmung der Konzepte und Pläne innerhalb Österreichs. „Da sind wir vom Nahverkehr das Sprachrohr der Regionen“, beschreibt Philipp Hassler. Der gebürtige Oststeirer ist Angebotsplaner im Nahverkehrs-Team von Christian Albl und weiß genau, was in den einzelnen Regionen läuft – und wo der Schuh drückt. Die interne Abstimmung zwischen Fern- und Nahverkehr gehört zu seinem täglichen Job, denn ein großer Vorteil der ÖBB ist – im Vergleich zu anderen EVUs – dass wir unser Angebot ganzheitlich koordinieren. Sprich: Der Nah- und Regionalverkehr ist bis ins letzte Detail auf den Fernverkehr abgestimmt. „Eine durchgehende Reisekette muss im Vordergrund eines jeden Taktfahrplanes stehen“, so Christian.
Fahrplan erstellen
Damit dieses harmonische Zusammenspiel gelingt, bereitet Philipp schon kurz nach dem aktuellen Fahrplanwechsel im Fahrplanbearbeitungssystem die Daten für das nächste Jahr auf und stellt das Gesamtnetz allen PlanerInnen zur Verfügung. Ab diesem Zeitpunkt beginnen die regionalen NahverkehrsplanerInnen ihre Fahrplanänderungen in das gleiche System einzuarbeiten.
Trassen bestellen
Bis April ist Zeit, unsere Trassenbestellungen bei der ÖBB-Infrastruktur AG einzubringen. Im Sommer steht dann fest, wieweit wir unsere Pläne umsetzen können. Die von der ÖBB-Infrastruktur AG zugewiesenen Fahrpläne bilden die Grundlage für die Erstellung bzw. die Aktualisierung der schon bestehenden Verträge zwischen ÖBB, Ländern und Bund.
Umläufe planen
Ein weiterer wichtiger Schritt für die Fahrplanerstellung ist die Umlaufplanung: Oliver Pöpperl koordiniert dabei z.B. den Planungsprozess, der die regionalen Umlaufplaner bei der Konzeption und Abstimmung des Fahrzeugeinsatzes unterstützt. Der Umlaufplan beschreibt ein wiederkehrendes Ablaufkonzept je Fahrzeugserie, der den fahrplanmäßigen Betrieb ermöglicht. Das heißt, dass unsere Züge in einzelnen Fällen auch ohne Passagiere zu bestimmten Standorten gebracht werden müssen, damit sie dann zeitgerecht und ohne Verspätung von dort starten können – kein leichtes Unterfangen.
Michael Pfleger und Jakob Dembski übernehmen diese Rolle für den Fernverkehr. „Es ist ein Zusammenwirken wie von mehreren Zahnrädchen, sowohl durch die Menschen als auch durch die Datensysteme“, schildert Oliver seinen Beitrag zu einem gelungenen Fahrplanwechsel.
Daten aufbereiten
Währenddessen arbeitet Sandra Bachler mit ihrem Team bereits daran, dass diese geplanten Verbindungen auch rechtzeitig von euch – unseren KundInnen – gebucht werden können. Denn: „Wer zu Weihnachten mit der ganzen Familie verreisen will, kann mit der Buchung nicht bis zum Fahrplanwechsel warten – unsere Züge müssen deutlich früher buchbar sein“, begründet Sandra, warum jedes Jahr schon im Sommer der Start des Vorverkaufs festgelegt wird.
Überleitungsnacht
Neben den ÖBB-eigenen Daten spielt auch hier die Zusammenarbeit mit internationalen Partnerbahnen eine wichtige Rolle. Jährlich am 15. September beginnt der internationale Tarifdatentausch. Alle Bahnen Europas laden ihre Tarif- und Fahrplandaten (schon mit den neuen Preisen ab dem Tag des Fahrplanwechsels) in die internationalen Preis-, Tarif- und Fahrplan-Datenbanken hoch. Unsere KollegInnen im Datenmanagement des Ticketshops importieren diese Daten, prüfen sie auf Plausibilität und bereiten sie für den Verkauf ab Fahrplanwechsel vor. Mit mehreren tausend automatisierten Testfällen werden die Fahrplan- und Tarifdaten geprüft. Wenn alles passt, werden die Datenpakete für die sogenannte „Überleitungsnacht“, die Nacht des Fahrplanwechsels, erstellt.
Die Nacht des Fahrplanwechsels verbringen unsere KollegInnen auch heuer wieder angespannt im Büro – und werden dann erleichtert sein, wenn alles gut gegangen ist.
Text: Cornelia Breuß