Am 27.Jänner wird am internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust (International Holocaust Remembrance Day) den Opfern der NS-Zeit und der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau im Jahr 1945 gedacht.
Auch wir legen einen kritischen Blick auf die dunkle Zeit des Systems Schiene: Von 1938 bis 1945 waren die Österreichischen Bundesbahnen (damals BBÖ) ein Teil der Deutschen Reichsbahn und eine der wichtigsten Stützen des nationalsozialistischen Staates.
Bahn und Nationalsozialismus in Österreich 1938 – 1945
2012 feierte die Eisenbahn in Österreich ihr 175 jähriges Jubiläum. Dabei legten wir auch einen kritischen Blick auf die Rolle der Eisenbahn während des NS-Regimes. In der Ausstellung „Verdrängte Jahre…“ wurde jener Zeitraum thematisiert, in dem die Österreichischen Bundesbahnen (damals BBÖ) ein Teil der Deutschen Reichsbahn waren. Die Bahn hatte vor allem eine machtpolitische und strategische Bedeutung – für die gesamte Kriegswirtschaft im Aggressionskrieg und für die NS-Vernichtungsmaschinerie. Sie zog Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter für die Bahnarbeiten heran. Sie deportierte Millionen Menschen in Konzentrations- und schließlich in die NS-Vernichtungslager. Das ist das dunkelste Kapitel in der Geschichte der Bahn.
Die Auseinandersetzung mit der eigenen Firmengeschichte entstand aus innerem Antrieb, um als ÖBB zu einem Verständnis der eigenen Geschichte zu gelangen, das es möglich macht, Lehren daraus zu ziehen und als Unternehmen zu einem verantwortungsvollen Handeln in Gegenwart und Zukunft zu kommen.
Es war uns von Beginn an wichtig, möglichst viele Menschen in die Aufarbeitung der Unternehmensgeschichte während des Nationalsozialismus einzubinden: ÖBB Kolleginnen und Kollegen, ÖBB Pensionistinnen und Pensionisten, allen voran die ÖBB Lehrlinge. So haben ÖBB Lehrlinge Gespräche mit ZeitzeugInnen geführt
Videobeitrag zur Ausstellung 2012:
Züge in den Tod
Ohne die logistische Kapazität der Bahn wäre der systematische Mord an den europäischen Jüdinnen und Juden, an Roma und Sinti, die Deportation von Sloweninnen und Slowenen, von Homosexuellen, Zeuginnen und Zeugen Jehovas und politisch Andersdenkenden nicht möglich gewesen. Drei Millionen Menschen aus fast ganz Europa wurden im Zweiten Weltkrieg mit Zügen in die Vernichtungslager des NS-Regimes transportiert. Die Deutsche Reichsbahn war durch die Deportation zahlloser Menschen unmittelbar am Holocaust beteiligt
Hunderttausende Österreicherinnen und Österreicher, darunter die gesamte jüdische Bevölkerung, wurden gezwungen, ihre Heimat zu verlassen oder wurden in Konzentrations- und Vernichtungslager gesperrt. Die Transporte erfolgten mit der Bahn.
Eisenbahner im Widerstand
Die nationalsozialistischen Machthaber versuchten von März 1938 an die Bahnbediensteten an ihr Regime zu binden. Eisenbahnerinnen und Eisenbahner hatten strengere Regeln als Berufsbeamte zu befolgen, mussten “jederzeit rückhaltlos für den nationalsozialistischen Staat eintreten” und sie wurden flächendeckend einer politischen Untersuchung und Überwachung unterzogen. Dennoch waren sie maßgeblich am Widerstand gegen den Nationalsozialismus beteiligt. 154 Bahnbedienstete wurden wegen ihres Widerstandes zum Tode verurteilt und hingerichtet, 135 starben in Konzentrationslagern oder Zuchthäusern, 1.438 wurden zu KZ- oder Zuchthausstrafen verurteilt.
Dauerausstellung zu Bahn und Nationalsozialismus im ÖBB Bildungszentrum St. Pölten
Am 24. Oktober 2016 wurde die ÖBB-Themenausstellung “Verdrängte Jahre. Bahn und Nationalsozialismus in Österreich 1938-1945” im ÖBB Bildungszentrum St. Pölten/Wörth eröffnet.
Die Dauerausstellung kann seit 24. Oktober 2016 nach Anmeldung unter bildungszentrum.stpoelten@oebb.at während der Öffnungszeiten des Bildungszentrums von Montag bis Donnerstag, jeweils 08:00 Uhr bis 20:00 Uhr besichtigt werden.