Um eine Nachfolgegeneration zur Grenzleistungslok 1042 zu schaffen war ein technischer Paradigmenwechsel notwendig. Aus Schweden wurden letztlich zehn, in ihrer Konzeption völlig neuartige, Lokomotiven importiert, die nicht überall goutiert wurden.
Technologiesprung. Mit der Reihe 1042 wurde im herkömmlichen E-Lok Bau eine markante Grenze erreicht. Mit ihren bis zu 4.000 kW erreichten die vierachsigen 1042er quasi die obere Grenze der Leistungsfähigkeit von vierachsigen Kollektorlokomotiven. Eine weitere Leistungssteigerung schien nur mehr mit einer sechsachsigen Lokomotive möglich zu sein. Aber auf Grund der schwierigen Topographie in Österreich und mit dementsprechend trassierten Bahnlinien mit engen Bögen schied von Anfang an eine noch stärkere sechsachsige Bauform in Österreich aus. Es galt schließlich trotz des anhaltenden Baus der 1042 in drei verschiedenen Versionen bereits jetzt eine Nachfolgebaureihe zu konzipieren, denn der Bedarf an leistungsfähigen Lokomotiven sollte in den 1970er Jahren durch den einerseits raschen Fortschritt der Elektrifizierungsarbeiten und andererseits durch das wachsende Verkehrsaufkommen steigen. Mindestens 100 zusätzliche moderne Lokomotiven waren ab Mitte der 1970er Jahre zur Beschaffung vorgesehen.
Aufgenommen 1993 in Tassenbach. Foto: (c)ÖBB/ Archiv Posch
Die 1042 hatte sich zwar grundsätzlich bewährt aber man wollte eine mindestens ebenso starke Elektrolok schaffen, die aber sowohl in der Wartung als auch im Betrieb zusätzliche Vorteile bieten sollte. Ein großes Manko der damaligen Lokomotivbaureihen war, dass die Traktionsenergie über ein Hochspannungsschaltwerk über Stufen an die Fahrmotoren weiter gegeben wurde. Das nachlaufende Stufenschaltwerk der 1042 war bereits eine wichtige Innovation, dennoch blieben die so genannten Zugkraftstöße nicht aus. Der Fahrgast merkt im Zug die Qualitätseinschränkung durch ein Rucken.
Thyristorsteuerung
In Schweden wurden Ende der 1960er im Lokomotivbau epochale Entwicklungen gemacht. Mit dem Einsatz von Dioden und in Verbindung von feingliedrigen Stufenschaltwerken wurden Zugkraftstöße nahezu ausgeschlossen. Diese neuen, elektronisch gesteuerten Lokomotiven, leiteten einen Paradigmenwechsel im weltweiten Lokomotivbau ein. Während bei allen herkömmlichen Lokomotiven alle Einbauten auf Gerüsten in den Lokomotiven erfolgten, wurde in Schweden die übersichtliche Schrankbauweise eingeführt. Sämtliche elektrischen und elektronischen Bauteile wurden in diversen Kleingruppen (Schränken) eingebaut, was die Wartung und den Betrieb wesentlich erleichterte. Eine dieser Lokbaureihen war die schwedische Rb, die auch in Österreich erprobt wurde. Aus der Rb wurde die Rc entwickelt, die schon über eine stufenlose Steuerung mit Thyristoren verfügte. Auch diese Lokbaureihe wurde in Österreich, unter anderem am Semmering, erprobt.
Mit dem Ergebnis, dass eine erste Bestellung von drei Lokomotiven in Auftrag gegeben wurde. Die aus der Serienlieferung der Rc2 abgezogenen Lokomotiven waren um ein vielfaches der gerade im Bau befindlichen 1042 billiger und mit der modernsten Antriebstechnologie ausgestattet. Bis 1974 wurden übrigens zehn 1043er an die ÖBB geliefert.
1043er Abschiedsparade. Foto: (c) ÖBB/Archiv Posch
Fischsterben in der Drau
Die gerade zur vollen Blüte wiedererstandene Österreichische Lokomotivindustrie verfolgte die Beschaffung der neuen schwedischen Lokomotiven mit einem gewissen Bauchwehgefühl, denn die ÖBB beabsichtigten mindestens 100 Fahrzeuge einer modernen Bauart zu beschaffen. Gleichzeitig mit der Inbetriebnahme der ersten Lok wurde in der lokalen Presse in Kärnten von einem mysteriösen Fischsterben berichtet und als deren Ursache sofort die neue Lokomotivgeneration in Spiel gebracht. Auf Druck der heimischen Industrie blieb es letztlich bei insgesamt zehn beschafften Fahrzeugen, die zwischen 1971 und 1974 geliefert wurden. Bis zu ihrer Ausmusterung im Jahr 2001 blieben alle verbliebenen Loks in Villach beheimatet und wurden auf allen Kärntner Bahnstrecken eingesetzt.
1043 über Draubrücke. Foto: (c)ÖBB/Archiv Posch
Die 1043er wurden von Anfang an im schweren Güterzugsbetrieb auf der Tauernbahn zwischen Villach und Salzburg eingesetzt. Auf Grund ihrer Leistungsfähigkeit, konnten sie mit 650 t auf den Tauern-Rampen um 100 Tonnen mehr ziehen als die 1042, waren sie DIE perfekten Güterzugslokomotiven. Erst beim Erscheinen der von der heimischen Industrie entwickelten 1044 trat ein Fahrzeug auf, das es mit der 1043 aufnehmen konnte. Im November 2001 verließen die 1043 Österreich in Richtung ihres Herkunftslandes Schweden, wo sie teilweise auch heute noch im harten Güterzugsdienst Verwendung finden.
Fact Box:
- Leistung: 3.600 kW
- Höchstgeschwindigkeit: 135 km/h
- Gewicht: 77 t (83 t ab 004)
- Achsfolge: B0’B0‘
- Baujahre: 1971-1974
- Stückzahl: 10