Die 47 Loks der Reihe 1020 prägten von 1940 bis 1995 den Güterverkehr auf Bergstrecken im Westen und Süden Österreichs. In den ersten Jahrzehnten wurden sie selbst im Schnell- und Regionalverkehr eingesetzt.
Wie kaum eine andere Lok war die 1020 DER Magnet auch für Eisenbahnfreunde aus aller Welt, welche die schweren sechsachsigen Loks am Ende ihrer Karriere noch einmal im Betrieb erleben wollten. Das Signal schaltet auf Grün und der Lokführer schaltet mit seinem großen Handrad den Strom auf die Fahrmotoren, die nun langsam die 118,5 Tonnen schwere Lok mit ihrer hundert Tonnen schweren Fracht in Bewegung setzen. Begleitet wurde das Schauspiel von Vibrationen, die in unmittelbarer Nähe für erdbebenartige Szenen sorgten und teilweise auch die Fenster von BahnanrainerInnen erzittern ließen. Die 1020 war zweifellos ein Highlight auf Österreichs Schienen, die gleichermaßen Jung und Alt ihn ihren Bann zog.
Kraftprotze. Bis Anfang 1995 wurden die letzten 1020er im schweren Güterverkehr rund um Villach eingesetzt (c)Posch
Moderne Fahrzeuge
Im November 1937 bestellte die Deutsche Reichsbahn nach dem Vorbild der E 93 aus dem Jahre 1931 die ersten elf Loks der Baureihe E 94. AEG in Henningsdorf bei Berlin übernahm die Regie bei der Konstruktion der Co’Co’-Lokomotive, die für die damalige Zeit über außergewöhnliche Zugkraftdaten verfügen sollte. Ihr Einsatz war damals noch für die deutschen Mittelgebirgsstrecken vorgesehen und sie sollte in der Lage sein, einen 600 Tonnen schweren Güterzug auf einer 25-Promille-Rampe mit 50 km/h zu ziehen. Mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 wurde auch das geplante Einsatzgebiet der E 94 erheblich erweitert. Bereits im Mai 1940 wurde die E 94.001 als Erste ihrer Art dem Bahnbetriebswerk Innsbruck zugewiesen.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde die E 94 als Kriegselektrolokomotive 2 (KEL 2) in insgesamt 143 Exemplaren gebaut, von denen ein Drittel Dienst in der damaligen Ostmark versah. Nach dem Zweiten Weltkrieg verblieben 47 Loks der Reihe E 94 in Österreich. Nach Ausmusterungen und Lokomotivtauschen verin den ÖBB-Fuhrpark eingereiht wurden. Auch die 44 vorhandenen E 94 wurden mit Einführung des neuen ÖBBNummernschemas in 1020 umnummeriert. So wurde aus der E 94.001 die 1020.018. Man hatte damals die Loks der unterschiedlichen Hersteller in eigenen Nummerngruppen zusammengefasst.
Das Einsatzgebiet der 1020 war von Anfang an auf den steilen Rampenstrecken in West- und Südösterreich zu finden. In den ersten Jahrzehnten wurden sie sowohl im Schnell- und Regional- als auch im Güterverkehr eingesetzt. Erst das Erscheinen modernerer Loktypen hat die 1020 aus den hochwertigen Diensten und Langläufen verdrängt. Zu erwähnen ist auch, dass die 1020er nicht auf jeder Bahnstrecke eingesetzt werden konnten, da ihr Gewicht und die Fahrwerkskonstruktion keineswegs die Gleiskörper schonten. So blieb ihr ein Planeinsatz auf der Semmeringbahn versagt.
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Museumslokomotiven
In den letzten Einsatzjahren konzentrierten sich die Leistungen auf Schiebe- und Vorspanndienste auf der Brenner- und Arlbergbahn, der Strecke über den Berg Grießen sowie auf den kleinen Grenzverkehr zwischen Villach und Tarvisio bzw. Jesenice. Im ersten Quartal 1995 endete der planmäßige Einsatz der 1020 auf unserem Streckennetz. Ein Großteil der Loks ging leider den Weg des alten Eisens, aber einige Vertreterinnen ihrer Art blieben der Nachwelt als Museumslokomotiven (teilweise sogar betriebsfähig) erhalten. Darunter befindet sich auch die 1020.018, die ehemalige Vorauslok E 94.001.
Weitere Informationen findet ihr auf der Website des Vereins der Eisenbahnfreunde in Lienz.
ÖBB-Reihe 1020
Dauerleistung: 3.300 kW
Gewicht: 118,5 t
Höchstgeschwindigkeit: 90 km/h
Länge über Puffer: 18,6 m
Stückzahl: 44 +3 Nachkriegsbauten