Mitte der 1980er-Jahre stellten die ÖBB Überlegungen an, ältere Lokomotiven im Verschubdienst durch neue, leistungsfähigere zu ersetzen. Mit dreiachsigen oder vierachsigen Fahrzeugen sollte dies bewerkstelligt werden.
Zu jener Zeit befanden sich unter anderem 100 Loks der Reihe 2060 mit 200 PS, 65 Loks der Reihe 2062 mit rund 400 PS sowie 111 stangengekuppelte Rangierloks der Reihe 2067 mit knapp 600 PS im Betriebsstand.
Während die 2060 und 2062 schon sehr stark an ihrer Leistungsgrenze anlangten, waren die 2067 mit ihrem Leistungsportfolio ziemlich stabil im ÖBB-Lokstand. Dennoch musste für die älteren Lokbaureihen ein Ersatz gefunden werden. Zu erwähnen ist auch, dass sich zeitgleich auch noch zahlreiche elektrische Verschublokomotiven im Stand befanden, wenngleich zusätzlich neue elektrische Rangierloks im Anrollen waren.
Die 840 kW starken, dieselhydraulisch angetriebenen, Lokomotiven kommen vor allem im Verschub- und Fahrverschubbetrieb zum Einsatz. Im Zuge von Revisionen wurde auch das Design angepasst (Langenwang) © ÖBB/Nährer
Modernisierung
Die Idee, den Diesellokpark zu modernisieren, war nicht neu, denn die alten zweiachsigen Jenbacher Loks der Reihen 2060 und 2062 konnten schon bei Weitem nicht mehr die Anforderungen erfüllen. In den Planungsüberlegungen wurde sogar eine dreiachsige Type ins Auge gefasst, die in der 600-PS-Leistungsklasse angesiedelt gewesen wäre. Aber spätestens mit dem Ablieferungsende der 2067 im Jahre 1978 war klar, dass für die weiteren steigenden Aufgaben mindestens eine vierachsige Lok in der Leistungsklasse um 1.000 PS notwendig wäre. Diese hohe installierte Leistung wäre in einem dreiachsigen Fahrzeug technisch problematisch gewesen. So konzentrierte man sich auf die Entwicklung einer neuen vierachsigen Lok. Bei den Graz-Köflacher-Eisenbahnen und bei der voestalpine in Linz kamen zu jener Zeit bereits moderne vierachsige Diesellokomotiven in der Leistungsklasse mit 1.500 PS zum Einsatz. Allesamt wurden von den Jenbacher Werken aus Tirol geliefert, die letztlich auch den Auftrag zur Konstruktion einer neuen vierachsigen Dieselverschublok erhielten.
Auf Basis der bislang an die ÖBB und an andere Bahnen gelieferten Fahrzeuge und der hohen Ansprüche, die beispielsweise aus dem Lärmemissionsschutz resultierten, wurde die neue Baureihe 2068 entwickelt. In einer Vorausserie mit fünf Lokomotiven, die bereits ab 1989 geliefert wurden, rollten die 2068.001-005 ins ÖBB-Netz. Die 2068 wurde als sogenannte „Mittelführerstandslok“ entwickelt und verfügt über einen langen und einen etwas kürzeren Vorbau. Im langen Vorbau ist der Dieselmotor untergebracht, der über ein hydraulisches Turbowendegetriebe die Antriebskraft auf die vier Achsen überträgt. Nach eingehenden Tests wurden in zwei weiteren Serien bis 1994 insgesamt 60 Lokomotiven beschafft. Im Führerstand gibt es vier Bedienpulte.
Gleich drei Maschinen zeigen sich 1992 kurz nach ihrer Indienststellung in der alten Zugförderungsleitung in Wien Ost © ÖBB/Nährer
Flüsterlok
Besonders die Tatsache, dass die ÖBB den Einbau eines lärmarmen Dieselmotors einforderten, brachte den Lokomotiven schnell den Beinamen „Flüsterloks“ ein. Aber auch sonst ist die Konstruktion herausragend, weil mit dem neuen ergonomisch gestalteten Führerstand und trotz der relativ langen Vorbauten für die Lokführer ein optimaler und übersichtlicher Arbeitsplatz geschaffen wurde.
Speziell für den Verschubeinsatz erhielten die Loks automatische Kupplungen.
Generationswechsel
Von Anfang an bewährten sich die Lokomotiven im Betriebseinsatz mit ihren installierten 820 kW Leistung. Viele Verschubaufgaben konnten von den Loks übernommen und wie gewünscht zahlreiche ältere Lokomotiven ersetzt werden. Ein Weiterbau der 2068 unterblieb, denn die ÖBB beschafften zu jener Zeit auch ausgemusterte und remotorisierte deutsche Lokomotiven der Reihe 211 (ÖBB 2048), die etwas leistungsfähiger, aber wesentlich billiger als die Neubauloks waren. In jüngerer Zeit wurden alle 2068 mit automatischen Rangierkupplungen ausgestattet und werden derzeit nach und nach modernisiert. Einige Loks sind trotz ihres jun-gen Alters auf Reserve abgestellt und warten auf eine bessere Zukunft. Die Loks sind in ganz Österreich auf größeren Bahnhöfen im Verschubeinsatz und auch teil-weise auf der Strecke zu sehen. Übrigens: Die 2068 war die letzte große Entwicklung der Jenbacher Werke für das heimische Bahnnetz.