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Verlässlichkeit zählt

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Jetzt ist es fix. Andreas Matthä übernimmt als Vorstandsvorsitzender für die nächsten Jahre unser Steuer. Wir haben unseren neuen CEO zum ­Gespräch gebeten.

Was ist für Sie das Besondere an den ÖBB?

Es gibt in Österreich kein anderes Unternehmen, das im ganzen Land präsent ist und so viele Lebensbereiche der Menschen berührt. Wir bringen täglich hunderttausende Pendlerinnen und Pendler, Schülerinnen und Schüler zu ihrem Arbeitsplatz oder in die Schule und transportieren Millionen Tonnen an Gütern umweltschonend durch unser Land und durch halb Europa. Wir schaffen Möglichkeiten, indem wir Menschen mobil und – mittels unserer Postbusse – selbst entlegene Orte erreichbar machen.

Sie kennen die ÖBB mittlerweile seit mehr als 30 Jahren. Was hat sich in diesen Jahren verändert?

Die ÖBB der 80er-Jahre sind mit den heutigen ÖBB nicht mehr vergleichbar. Wir sind ein modernes, erfolgreiches Unternehmen geworden, mit motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die jeden Tag für die Kunden versuchen, eine Topleistung zu erbringen. Und das gelingt an den meisten Tagen im Jahr sehr gut! Das zeigen die mit jedem Jahr steigenden Fahrgastzahlen, aber vor allem zeigt es die positive Bewertung durch unsere Kundinnen und Kunden. Wir müssen heute längst nicht mehr so viele Beschwerden bearbeiten wie in der Vergangenheit.

Das klingt ein wenig so, als ob bei den ÖBB bereits alles erreicht sei.

Das heißt vor allem, dass wir in den letzten Jahren im Unternehmen gut miteinander gearbeitet haben. Aber die Herausforderungen bleiben natürlich groß: Wir stehen – insbesondere im Güterverkehr – unter starkem Kosten- und Wettbewerbsdruck. Und dieser Druck wird noch weiter zunehmen und er wird sich auch auf die anderen Unternehmensbereiche ausdehnen. Also ja, wir haben nicht alles, aber wir haben viel erreicht. Wir müssen aber sehr auf der Hut sein, dass wir das Erreichte nicht wieder verspielen.

Konkret heißt das?

Das bedeutet, dass wir uns mit einer klaren Vorwärtsstrategie weiterentwickeln müssen. Im Güterverkehr beispielsweise müssen wir neue Märkte erschließen und im Personenverkehr geht es darum, dass wir durch ein überzeugendes Produkt und Topqualität noch deutlich mehr Kundinnen und Kunden zum Bahnfahren bewegen. Wir müssen weiter an unserer Qualität arbeiten und – ganz wichtig – wir müssen dabei immer unsere Kosten im Auge behalten.

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Auf dem Weg zu mehr Qualität, wo wollen Sie da ansetzen?

Das kann nur funktionieren, wenn konzernübergreifend – von der Infrastruktur über Technische Services, Produktion, Personenverkehr bis hin zum Güterverkehr – alle an einem Strang ziehen. Einzelinteressen haben zurückzustehen, um die gemeinsamen Ziele zu erreichen. Wir müssen uns voll auf die Arbeit für unsere Kunden konzentrieren! Meine Aufgabe ist dabei, alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen und ein Team zu formen, das gemeinsam dafür sorgt, dass die Qualität weiter raufgeht.

Man hört immer wieder vom genetischen Code der ÖBB. Wie funktioniert unser Unternehmen?

Wichtig ist, zu verstehen, dass die einzelnen Bereiche der Bahn immer inei­nandergreifen wie Zahnräder. Von den Gleisarbeitern, die dafür sorgen, dass wir störungsfrei fahren können, bis zu den Reinigungskräften, die unsere Bahnhöfe sauber halten. Von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Schalter und im Kundenservice, die beraten und unsere Tickets verkaufen, bis zu den Technikerinnen und Technikern bei Technische Services, die unser Wagenmaterial in Schuss halten. Hinauf bis zu Werbung, Kommunikation und dem Finanzwesen. Um eine optimale Wirkung zu erzielen, müssen die bespielhaft genannten und viele andere Bereiche inei­nandergreifen. Nur so kommen wir als ÖBB insgesamt weiter.

Die Bahn als Uhrwerk?

Uhrwerk wäre mir zu präzise, denn es sind Menschen, nicht Maschinen, die in unserem Unternehmen arbeiten. Und Menschen haben unterschiedliche Ausprägungen: Genau das macht die ÖBB aus und das macht es auch so spannend, in diesem Unternehmen zu arbeiten. Es ist einfach toll, die unterschiedlichen Charaktere zu einem Team zu formen, das am Ende des Tages gewinnt.

Sie kommen aus der Infrastruktur, die dafür bekannt ist, Projekte im Zeit- und Budget-Rahmen umzusetzen. Etwas, was bei Großbauten nicht gerade alltäglich ist. Was ist das Geheimnis dahinter?

Dahinter stehen sehr stringente Prozesse, die Disziplin, diese Prozesse einzuhalten, sowie eine klare Rollenverteilung. Und ganz besonders wichtig: Transparenz. Unser Grundsatz war und ist: Wir sagen, was wir tun, wir tun, was wir sagen. Das gilt nach innen wie auch gegenüber unseren Partnern. Und man kann kein großes Bauwerk bauen, wenn die Kommunikation nicht passt. Dasselbe gilt übrigens auch für den Bahnbetrieb. Voraussetzungen für einen funktionierenden Fahrplan sind offene Kommunikation und Zusammenarbeit.

(c)ÖBB/Jakwerth

(c)ÖBB/Jakwerth

Ein Bahnhof entsteht durch reden? Oder wie können wir uns das vorstellen?

Nehmen wir als Beispiel den Wiener Hauptbahnhof, ein Bauprojekt, das in einem sehr, sehr ambitionierten Zeitplan entstanden ist. Während eines derartigen Baus kommt es natürlich auch zu Problemen und es tauchen Komplikationen auf. Dafür hat es auf allen Ebenen klar definierte Gesprächsketten gegeben. Zu diesem Prozess und dazu gehört auch Vertrauen, dass man ohne Tabus und Vorbehalte alles ansprechen kann, ja ansprechen muss. Ohne offen Kommunikation kann so ein Projekt nicht klappen.

Österreich ist das Land der fleißigsten Bahnfahrerinnen und -fahrer der EU, nur die Schweizer fahren mehr. Was müssen wir tun, um den Spitzenplatz zu halten oder eines Tages sogar die SBB zu überholen?

Die Qualität ist das Um und Auf. Und dabei geht’s zuallererst um Sauberkeit, Pünktlichkeit und Sicherheit. Da sind wir als ÖBB schon gut, haben aber noch Luft nach oben. Und wir müssen weiterinvestieren: in den Ausbau der Strecken und in unsere Bahnhöfe auf der einen Seite und in neues, attraktives Wagenmaterial auf der anderen. Aber wenn die drei erstgenannten Qualitätskriterien nicht stimmen, dann hilft auch der Rest nichts: Es heißt nicht umsonst „pünktlich wie die Eisenbahn“. Unsere Kundinnen und Kunden erwarten sich von uns in allererster Linie Verlässlichkeit – und die müssen wir liefern.

Abschließende Frage: Was hat Sie in letzter Zeit in unserem Unternehmen beeindruckt?

Wir haben als Vorstände vor Kurzem verschiedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begleitet, die im direkten Kontakt mit unseren Fahrgästen stehen. Ich war an diesem Tag mit einer jungen Zugbegleiterin unterwegs. Mich hat dabei sehr beeindruckt, wie schnell sich die junge Kollegin auf die einzelnen Personen eingestellt hat und wie sie auf deren individuelle Probleme eingegangen ist. Unsere Kundinnen und Kunden wissen das zu schätzen und verbinden das auch mit den ÖBB. Ich denke, das ist auch das Besondere an unserem Unternehmen: die vielen Menschen, die mit Leidenschaft Eisenbahnerinnen und Eisenbahner sind. Und das ist auch der entscheidende Punkt, warum wir auch in Zukunft Erfolg haben werden.

(c)ÖBB/Jakwerth

(c)ÖBB/Jakwerth


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