Wien (APA) – ÖBB-Chef Christian Kern hat sich am Samstag selbst
ein Bild der aktuellen Situation am Wiener Hauptbahnhof gemacht.
Hunderte Flüchtlinge waren auf den Bahnsteigen unterwegs. „Das ist
natürlich eine große Herausforderung, ein Ausnahmezustand“, sagte er
im Gespräch mit der APA. Die Bahn habe „alles, was wir an
Mitarbeitern und Ressourcen zur Verfügung haben, mobilisiert“.
„Das ist ein Moment, wo Dienst nach Vorschrift nicht mehr
funktioniert“, sagte Kern. Er zeigte sich aber optimistisch. „Aus
Österreich werden Bilder der Hilfsbereitschaft in die Welt gehen und
nicht Bilder der Ausgrenzung von verprügelten Flüchtlingen“,
bekräftigte er. Die ÖBB setzt Sonderzüge ein. „Wir gehen davon aus,
dass sich die Situation im Laufe des Tages noch weiter zuspitzen
wird. Wir müssen so rasch als möglich schauen die Menschen auf die
Bestimmungsbahnhöfe zu verteilen“, meinte der ÖBB-Chef.
Ticketkontrollen bezeichnete er als „kleiner Sorge. Es ist müßig,
in der Situation die Menschen nach ihrem Ticket zu fragen. Jetzt
geht es erst einmal darum, dass die möglichst rasch an ihre
Bestimmungsorte kommen“, sagte Kern.
Zahlreiche Mitarbeiter der ÖBB waren am Samstag im Einsatz. „Mich
macht es sehr stolz dass unsere Leute ohne zu fragen, ob sie
Überstunden bezahlt bekommen, ohne zu fragen ob es am Wochenende
bequem ist oder nicht, hierhergekommen sind. Hunderte haben
angeboten hier zu helfen. Ich glaube, das ist ein gutes Zeichen, das
von unseren Mitarbeitern nach Österreich geht“, bekräftige Kern.
„Mir ist es wichtig, dass die Menschen hier alle gut behandelt
werden“, sagte der ÖBB-Chef. Was Hilfsorganisationen und Freiwillige
am Bahnhof leisten, sei „fantastisch“, ebenso die Reaktion der
Bevölkerung. „Wir können alle miteinander mit erhobenen Hauptes über
den Bahnhof gehen“, sagte Kern.