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200 Meter Zug heben ab

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Benötigt ein railjet neue Räder, muss es schnell gehen. Zweimal wird dann der gesamte Zug angehoben und jeweils ein Teil der insgesamt 28 Achsen getauscht. Das stellt große Anforderungen an Menschen und Maschinen.

Achtundzwanzig Radsätze lassen einen railjet mit Tempo 230 durch die Landschaft flitzen. Weil sich diese aber je nach Einsatzgebiet unterschiedlich abnützen, ist es zeitweise notwendig, bereits zwischen zwei Revisionen die Achsen komplett auszutauschen. Und weil das Wagen für Wagen sehr lange dauern würde, wird dazu in Simmering in einem wahren Kraftakt der ganze Zug auf einmal angehoben und dann sämtliche Radsätze getauscht.

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Tausch in zwei Etappen

„Der Tausch der Räder wäre eigentlich relativ rasch erledigt“, sagt Teamleiter Herbert Unger. „Doch mit allen Vor- und Nacharbeiten dauert es zwei Tage, bis der Zug wieder einsatzbereit ist.“ Unger selbst steht meist am Steuerpult und hat die Hand auf den entscheidenden Knöpfen. Doch auch die ausgeklügeltste Elektronik kann einen 200-Meter-Zug nicht alleine anheben. Und eine Frau bzw. ein Mann alleine schon gar nicht.

Deshalb muss Unger eine ganze Menge Leute zusammentrommeln, damit der Zug rasch und vor allem auch sicher und komplikationslos angehoben werden kann. Zählt man Herbert Unger auch dazu, würde man daher für das Tauschen aller Radsätze auf einen  Schlag 71 Mitarbeiterinnen benötigen. Dann würde aber schlagartig das halbe Werk Simmering stillstehen. Daher werden die Radsätze immer in zwei Etappen getauscht, zuerst vier Wagen und dann die restlichen drei. Aber selbst dann braucht es mehr als vierzig Mann.

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Bevor Herbert Unger auf den Knopf zum Anheben drückt, positioniert er bei jedem Radsatz  links und rechts einen seiner Leute, der darauf achtet, dass sich die Achse problemlos aus der Führung am Drehgestell löst bzw. sich ebenso geschmeidig wieder einfügt. „Wenn’s zwickt, muss man halt etwas nachhelfen“, sagt Unger und lässt sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. Zudem muss bei jedem Wagen auf beiden Seiten je ein/-e MitarbeiterIn jeweils zwei Hebeböcke per Knopfdruck freigeben und während des gesamten Hebevorganges im Auge behalten. „Das ist zwar sehr aufwendig, dient aber der Sicherheit  unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sagt Unger. „Denn sobald auch nur eine Freigabe verlischt, werden die Hebeanlagen sofort gestoppt.“ Sind die entsprechenden Halterungen und Erdungsbänder an den Drehgestellen gelöst, kann es auch schon losgehen.

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„Achtung, Quittieren!“

Die benötigten Achsen werden angeliefert und im Gleis ausgerichtet, damit es beim Einbau  zu keinen Komplikationen kommt. Sobald die Leute rund um den Zug verteilt sind, gibt  Unger per Funk das Kommando „Quittieren“, mit dem die Hebezeuge freigegeben werden. Leuchten am Display des Steuerpultes alle Freigabe-Lämpchen grün, wird der Zug  angehoben, bis er nach kurzer Zeit rund einen Meter über dem Boden schwebt. Sofort werden die Achsen, die im Gleis verblieben sind, nach vorne hin durch den Zug gerollt,  während von hinten auch schon die neuen Radsätze reingerollt und positioniert werden.

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Ertönt das Kommando „Quittieren“ erneut, ist klar, dass es gleich wieder runtergeht. „Die letzten Zentimeter sind dann aber die schwierigsten“, sagt Unger. „Denn während die Wagenkästen abgesenkt werden, müssen sowohl die Bremsscheiben in die Bremszangen als auch die Achsen in die engen Führungen hineinschlüpfen.“ Doch das ist in Simmering mittlerweile Schnee von gestern und mit viel Fingerspitzengefühl und ein paar kurzen  Stopps ist der Radsatztausch meist im Handumdrehen erledigt. Die Komplettierung aller Befestigungen sowie einen mechanischen und elektrischen Check später ist der Zug auch schon wieder bereit für seinen nächsten Einsatz.

ÖBB railjet

Gesamtlange inklusive Lok: 205,38 Meter
Gesamtgewicht inkl. Lok: 417,2 Tonnen
Traktionsmittel: Taurus Rh 1116
Anzahl Wagen: 7 pro Zug
Anzahl der Zuge: 51 Garnituren
Einsatzgeschwindigkeit: 230 km/h
Anzahl Sitzplatze: 408 (davon 316 Economy-Class, 76 First Class und 16 Business-Class)
Anzahl Achsen: 32 davon angetrieben: 4
Bremssysteme: Pneumatische Bremse, Magnetschienenbremse, Federspeicherbremse sowie direkte Bremse
Fahrzeugverbindung: Kurzkupplung
Baujahr: 2006-2012
Im Einsatz seit: 14. Dezember 2008
Antriebsleistung des Zuges: 6.400 kW


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