Interviews mit Traude Kogoj und David Gansrigler zum Thema Frauen in in der Arbeitswelt und bei den ÖBB.
Traude Kogoj ist Diversity-Beauftragte des ÖBB-Konzerns
Was sind die wichtigsten Aufgaben als Diversity Beauftrage, was sind die größten Hürden in dieser Position?
Wir sind dort am besten, wo wir uns möglichst wenig verbiegen, wo wir unsere Besonderheiten nicht verstecken müssen, sondern im Gegenteil wo wir sie einbringen können. Unsere Kollegin Marion Kaindl, die nicht nur eine exzellente Klavierspielerin und Sängerin ist, sie entwickelt für unser Unternehmen mittels Brailletechnologie gerade eine TicketApp mit, die auch für stark seheingeschränkte Menschen funktioniert. Unsere mehrsprachigen Kolleginnen und Kollegen, die sich mit unseren Reisenden gut verständigen. Die LGBTIQ-Community, die uns liebt und mit uns fährt, weil wir in unserem Konzern zu unserer sexuellen Orientierung stehen können, ohne Nachteile im beruflichen Weiterkommen befürchten zu müssen. Das Netzwerk QBB, um das uns viele Firmen beneiden. Das alles ist gut für uns und letztlich gut für unser Geschäft.
Mein Job ist es also, dafür zu sorgen, dass, im besten Sinne der Menschenrechte, die Besonderheit jedes Menschen – egal, welchen Geschlechts, welcher Ethnie, welcher Behinderung, welcher sexuellen Orientierung, welcher Religion, aus welcher sozialen Schicht und in welchem Job tätig – gleichermaßen Wertschätzung erfährt und im Sinn der ÖBB zu Entfaltung gelangt. Das klingt selbstverständlich, ist es aber nicht immer.
Was waren ihre größten Herausforderungen als Frau, in ihrem Werdegang? Gab es überhaupt welche?
Jeder Mensch hat Herausforderungen im Werdegang. Egal ob der Bauarbeiter, die Lokführerin, der Betriebsrat oder die Managerin. Und für uns alle sind die Herausforderungen subjektiv sehr groß, sonst wären sie ja keine.
Aktuell haben wir bei den ÖBB eine Frauenquote von 13,1 Prozent, wie können Sie sich diese, doch niedrige, Quote erklären?
Der Frauenanteil ist unterirdisch gering – auch im Vergleich zu den anderen Bahnen Europas. Da dürfen wir uns nichts vormachen, da müssen wir unsere Rekrutierungsprozesse verbessern, die Arbeitsstätten modernisieren, denn es kann ja wohl nicht sein, dass im Jahr 2020 mancherorts immer noch Sanitäranlagen für Mitarbeiterinnen . Denken wir uns das umgekehrt, die Arbeitshandschuhe für Männer wären zu klein, eine Dusche gäbe es für Frauen nicht aber für Männer, auf den Spindtüren hängen Poster mit Männerwitzen. Schwer vorzustellen, dass uns Männer die Türen einrennen würden, weil sie unbedingt bei uns arbeiten wollen.
Hier gibt es noch einige Baustellen und immer mehr Führungskräfte, die diese Baustellen ernsthaft angehen. Denn wir alle wissen, dass gemischte Teams die besseren Ergebnisse liefern. War die ÖBB in der Vergangenheit ein berufliches Traumziel für viele Männer, entwickelt sich unser Konzern zusehends zum Wunschunternehmen auch viele für Frauen. In diesem Falle stimmt die Richtung jedenfalls.
Die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen sind gemäß Statistiken noch eklatant. Wie empfinden Sie das?
Wir leben in einem der best entwickelten Staaten der Erde – und dass hierzulande Menschen immer noch ungerecht entlohnt werden, ist nicht akzeptabel. Ich nehme ja Wahlplakate wörtlich, also: Es ist Zeit – auch für die Politik, die Anliegen der Frauen ernst zu nehmen und entsprechend zu.
Ist das Jobangebot bei den ÖBB eines das einfach vermehrt Männer und weniger Frauen anspricht?
Das Jobangebot ist für alle Geschlechter gleichermaßen attraktiv. Weitere Automatisierung, Technologien wie der 3 D-Druck und die Digitalisierung werden da einiges in Bewegung bringen.
Was können wir bei den ÖBB tun, um unser Jobangebot für Frauen zu verbessern? Wie können wir mehr Anreize schaffen?
Die ÖBB haben viel getan – und sie können und werden viel dafür tun, für alle Menschen in Österreich ein attraktives Unternehmen zu sein. Die entsprechende Maßnahmenliste ist umfangreich und umfasst Quotenvorgaben, Netzwerktreffen, Coaching für Frauen, Cross-Mentoring-Programme, Gesundheitsmanagement, Innovationcamps, MINT-Kindergärten, Ferienbetreuung für Kinder, Hackathons, regionale Gleichstellungsbeauftragte, die Kolleginnen und Kollegen im Diskriminierungsfall bestens begleiten, Netzwerktreffen für in Karenz befindliche Kolleginnen und Kollegen, Treffpunkte der Kulturen.
Wir sind übrigens das einzige Unternehmen, das neben dem Girlsday einen Boys Experience Day für den Nachwuchs unserer Kolleginnen und Kollegen macht. Denn wir sind überzeugt davon, dass Mädchen an Technik genauso interessiert sind wie Buben an Sozialberufen. Beides bietet die ÖBB. Beides findet am 23. April in Wien statt.
Welche Chancen und Möglichkeiten haben Frauen bei den ÖBB?
Alle Menschen müssen bei den ÖBB die gleichen Chancen und Möglichkeiten haben.
Sind „Frauenquoten“ tatsächlich eine nachhaltige Lösung für das Problem?
Ja. Dieses Thema muss man vernünftig, mit kühlem Kopf und sachlich wie rechnerisch einwandfrei behandeln.
Eine letzte Frage zum Abschluss…
Warum braucht es Ihrer Meinung nach einen Weltfrauentag? Und wieso denken Sie, gibt es keinen Weltmännertag?
Die Gründe für den Internationalen Frauentag dürften bekannt sein. In über 20 Staaten dieser Welt ist der Frauentag am 8. März übrigens ein gesetzlicher Feiertag. Und es gibt ihn natürlich, den Internationalen Männertag.
David Gansrigler ist Mitarbeiter im Diversity Management bei den ÖBB
Sie arbeiten im Gleichstellungs-/Diversity Management. Was bringt Diversity Management Ihren Kollegen und Ihnen persönlich?
Durch das gezielte Nutzen von Vielfalt – unabhängig ob durch entsprechende Bildungsmaßnahmen, Themenveranstaltungen oder Netzwerke – können sich Kolleginnen und Kollegen, mit unterschiedlichsten Backgrounds, gleichermaßen einbringen und ihr volles Potenzial ausschöpfen.
Und um es auf unsere konkreten Serviceangebote herunter zu brechen:
Vom Elternnetzwerk, interkulturellen Events bis hin zur Sprachlernbörse ist für jeden Kollegen etwas dabei, wo er persönlich profitieren und seinen Horizont erweitern kann.
Persönlich: Ich bin dankbar in der glücklichen Situation zu sein, bei unseren vielfältigen Programmen und Initiativen teilnehmen zu dürfen bzw. teilgenommen zu haben, da z.B. das Thema der Karenz für mich sehr spannend ist und ich auch in der näheren Zukunft von meinem Recht, mehr Zeit mit meiner Familie, Kind verbringen zu dürfen, Gebrauch mache werde.
Weiters möchte ich mich auch weiterhin interkulturell vernetzen und freue mich schon jetzt auf meinen nächsten Sprachaustausch in Italienisch.
Sie sind ein Vertreter der jüngeren Generation. Was bietet die ÖBB, was andere Unternehmen nicht haben?
Die ÖBB sind in meiner Wahrnehmung ein modernes, internationales Unternehmen, dass sich v.a. aufgrund der breiten Palette an sozialen Leistungen sowie den vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten von anderen Unternehmen deutlich abhebt.
Haben Sie sich schon mal diskriminiert gefühlt?
Zum Glück noch nicht – bis auf ein, zwei Burgenländer-Witze pro Woche, die ich übrigens alle schon auswendig kann!
Warum fiel Ihre Berufswahl auf die ÖBB oder warum arbeiten Sie gerne für die ÖBB?
Weil hier der Mensch im Mittelpunkt steht…
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